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Title:
METHOD AND SENSOR FOR DETERMINING A PLASMA-RELATED ANALYTE CONCENTRATION IN WHOLE BLOOD
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2023/186389
Kind Code:
A1
Abstract:
The invention relates to a method and a sensor for determining a plasma-related analyte concentration in whole blood. An ambient temperature is determined (S100) by means of a temperature-measuring resistor (11) attached to a support (1) of the sensor, said ambient temperature being used to determine (S230, S210, S220) the haematocrit, the interference concentration of electrochemically active substances, and an analyte concentration in the whole blood sample in a temperature-corrected manner. The temperature-corrected haematocrit is then used to determine a plasma-related haematocrit-corrected and temperature-corrected analyte concentration and a plasma-related haematocrit-corrected and temperature-corrected interference concentration (S330, S320). This is followed by determining the analyte concentration (S430) by subtracting the haematocrit-corrected and temperature-corrected interference concentration from the haematocrit-corrected and temperature-corrected analyte concentration.

Inventors:
GRÜNDIG BERND (DE)
ROST MANFRED (DE)
WEISSENBORN FRANK (DE)
WEITZENBERG JÖRG (DE)
WOLLERMANN SYBILLE (DE)
REIMER ANKE (DE)
HÄNSLER MARION (DE)
PÖHLMANN CHRISTOPHER (DE)
Application Number:
PCT/EP2023/053223
Publication Date:
October 05, 2023
Filing Date:
February 09, 2023
Export Citation:
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Assignee:
SENSLAB GES ZUR ENTWICKLUNG UND HERSTELLUNG BIOELEKTROCHEMISCHER SENSOREN MBH (DE)
International Classes:
G01N27/327
Domestic Patent References:
WO2013153406A12013-10-17
Foreign References:
US20160187291A12016-06-30
US8859292B22014-10-14
CN111366624A2020-07-03
EP1114994A22001-07-11
US20100267161A12010-10-21
US9658182B22017-05-23
Attorney, Agent or Firm:
GULDE & PARTNER PATENT- UND RECHTSANWALTSKANZLEI MBB (DE)
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Claims:
Patentansprüche

1 . Verfahren zur Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut durch einen Sensor, umfassend die Schritte:

Befüllen von mindestens zwei Messkammern (2, 3) mit einer Vollblutprobe über einen Probeaufnahmebereich (17) des Sensors, wobei die mindestens zwei Messkammern auf einem Träger (1) des Sensors ausgebildet sind und eine erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (31 ), eine Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung (33) und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (32) umfassen;

Bestimmen einer Umgebungstemperatur (S100) nach der Befüllung der Messkammern durch einen auf dem Träger aufgebrachten Temperaturmesswiderstand (11);

Bestimmen eines ionischen Leitfähigkeit (S110) der Vollblutprobe mit der Vier- Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung; voltammetrisches Bestimmen einer Interferenzladung (S120) von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe durch die erste voltammetrischen Drei- Elektrodenanordnung; enzymatisch-voltammetrisches Bestimmen einer Analytladung (S130) der Vollblutprobe durch die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung;

Bestimmen einer temperaturkorrigierten Analytkonzentration (230) unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Analytladung;

Bestimmen einer temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration (S220) unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Interferenzladung; und Bestimmen eines temperaturkorrigierten Hämatokritwerts (S210) unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten ionischen Leitfähigkeit;

Korrigieren der temperaturkorrigierten Analytkonzentration und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration auf eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Analytkonzentration (S330) und eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration (S320) unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven und dem zuvor bestimmten temperaturkorrigierten Hämatokritwert;

Bestimmen der Analytkonzentration (S430), indem von der hämatokrit- und temperaturkorrigierten Analytkonzentration die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration subtrahiert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1 , ferner umfassend das Korrigieren der temperaturkorrigierten Hämatokritwerts zu einem analyt- und temperaturkorrigierten Hämatokritwerts (S240) unter Verwendung vorgespeicherter Kalibrationskurven und der bestimmten temperaturkorrigierten Analytkonzentration, und/oder unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven und der bestimmten temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration.

3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, wobei der Temperaturmesswiderstand eine Mäanderleiterstruktur ist, welche auf dem Träger des Sensors aufgebracht ist.

4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei die Mäanderleiterstruktur an die Messkammern anschließend positioniert ist.

5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 4, wobei die Mäanderleiterstruktur in einem Trägerabschnitt (D) positioniert ist, welcher geringer als ein Drittel, bevorzugt geringer als ein Viertel, noch bevorzugter geringer als ein Fünftel der Gesamtlänge (L) des Trägers ist.

6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Bestimmen der Umgebungstemperatur die folgenden Schritte umfasst:

Bestimmen einer ersten Temperatur nach der Befüllung der Messkammern;

Bestimmen einer zweiten Temperatur nach dem Bestimmen der ionischen Leitfähigkeit, der Analytladung, und/oder der Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe; und

Bestimmen der Umgebungstemperatur durch arithmetische Mittelwertbildung aus den bestimmten Temperaturen.

7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die erste Messkammer die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung und die Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung umfasst, und die zweite Messkammer eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung umfasst, ferner umfassend das Schalten der Elektroden (4, 5, 6, 7a, 7b) in der ersten Messkammer zwischen der Drei- Elektrodenanordnung zur voltammetrischen Messung und der Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung zur Messung der ionischen Leitfähigkeit mittels eines integrierten oder reversibel angeschlossenen Analogschalterarrays (55).

8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die erste Drei-Elektroden- und Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung eine Reagenzbeschichtung aufweisen, welche einen Redoxmediator umfasst, und wobei die zweite Drei-Elektrodenanordnung eine Reagenzbeschichtung aufweist, welche eine Oxidoreduktase oder weitere katalytisch aktive Proteine und einen Redoxmediator umfasst.

9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Bestimmen der ionischen Leitfähigkeit der Vollblutprobe durch die Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung, das voltammetrisches Bestimmen der Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe durch die erste voltammetrischen Drei- Elektrodenanordnung und das enzymatisch - voltammetrische Bestimmen der Analytkonzentration der Vollblutprobe durch die zweite voltammetrische Drei- Elektrodenanordnung schrittweise innerhalb eines Messintervalls von 8 s bis 20 s, vorzugsweise zwischen 8 und 11 s erfolgt.

10. Sensor zur Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut, umfassend: mindestens zwei Messkammern (2, 3), welche mit einer Vollblutprobe über einen Probeaufnahmebereich (17) des Sensors befüllbar sind, wobei die mindestens zwei Messkammern (2, 3) auf einem T räger (1 ) ausgebildet sind und eine erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (31 ), eine Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung (33) und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (32) umfassen, ein auf dem Träger (1) aufgebrachter Temperaturmesswiderstand (11 ) zum Bestimmen einer Umgebungstemperatur; mindestens eine Prozessoreinheit (50), welche über eine elektrische Kontaktierung (13) mit dem Sensor reversibel verbunden ist oder auf dem Träger (1) integriert ist, und eingerichtet ist, folgendes zu tun:

Steuern des Temperaturmesswiderstands (11 ), um die Umgebungstemperatur nach der Befüllung der Messkammern (2, 3) zu bestimmen;

Steuern der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung (33), um eine ionischen Leitfähigkeit der Vollblutprobe zu bestimmen;

Steuern der ersten Drei-Elektrodenanordnung (31), um eine Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe voltammetrisch zu bestimmen;

Steuern der zweiten Drei-Elektrodenanordnung (32), um eine Analytladung der Vollblutprobe enzymatisch-voltammetrisch zu bestimmen;

Bestimmen einer temperaturkorrigierten Analytkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Analytladung; bestimmen einer temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Interferenzladung; und bestimmen eines temperaturkorrigierten Hämatokritwerts unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten ionischen Leitfähigkeit;

Korrigieren der temperaturkorrigierten Analytkonzentration und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration auf eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Analytkonzentration und eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven und dem zuvor bestimmten temperaturkorrigierten Hämatokritwert;

Bestimmen der Analytkonzentration, indem von der hämatokrit- und temperaturkorrigierten Analytkonzentration die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration subtrahiert wird.

11. Sensor nach Anspruch 10, wobei der Temperaturmesswiderstand (11 ) eine Mäanderleiterstruktur ist, welche auf dem Träger (1) des Sensors aufgebracht ist.

12. Sensor nach Anspruch 11 , wobei die Mäanderleiterstruktur (11 ) an die Messkammern (2, 3) anschließend positioniert ist.

13. Sensor nach einem der Ansprüche 11 bis 12, wobei die Mäanderleiterstruktur (11 ) in einem Trägerabschnitt (D) positioniert ist, welche geringer als ein Drittel, bevorzugt geringer als ein Viertel, noch bevorzugter geringer als ein Fünftel der Gesamtlänge (L) des Trägers (1) ist.

14. Sensor nach einem der Ansprüche 10 bis 13, wobei die erste Messkammer (2) die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (31 ) und die Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung (33) umfasst, und die zweite Messkammer (3) die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung (32) umfasst, wobei die mindestens eine Prozessoreinheit (50) eingerichtet ist, ein Schalten von Elektroden (4, 5, 6, 7a, 7b) in der ersten Messkammer (2) zwischen der ersten Drei-Elektrodenanordnung (31) zur voltammetrischen Messung und der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung (33) zur Messung der ionischen Leitfähigkeit mittels eines integrierten oder reversibel angeschlossenen Analogschalterarrays (55) durchzuführen.

Description:
Verfahren und Sensor zur Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und einen Sensor zur Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut.

Technologischer Hintergrund

Vollblutmessungen von Analyten wie beispielsweise Lactat oder Glucose mittels enzymatisch-voltammetrischer Sensoren, insbesondere Einmalgebrauchs-Sensoren (Sensor-Disposables), werden durch eine Reihe von Parametern beeinflusst, die sowohl aus Umgebungsbedingungen als auch der Probematrix selbst resultieren. Wesentliche Ursachen für fehlerhafte Messungen können aus dem Hämatokrit einer Probe, redoxaktiven endogenen Metaboliten und Medikamenten und vor allem von der Umgebungstemperatur ausgehen. Die Temperatur beeinflusst nicht nur die enzymatische Indikationsreaktion, sondern auch die Viskosität der Probe, das Auflösungsverhalten der Reagenzschicht, die Diffusionsfähigkeit der an der Indikationsreaktion beteiligten Substanzen einschließlich der diffusionsbehindernden Wirkung des Hämatokrit und auch das Bezugspotential.

Bei der Konzeption von Einmalgebrauchssensoren mit Temperaturkorrektur wird üblicherweise eine Kalibrierkurve mit gespickten Vollblutproben bei einer Standardtemperatur aufgenommen, die beispielsweise 25 °C beträgt und später jeder Messung zugrunde liegt. Parallel dazu wird eine Kalibrierkurvenschar bei Temperaturen wiederholt, die in der späteren Messumgebung zu erwarten sind. Üblicherweise liegt dieser Temperaturbereich zwischen 5°C und 40°C. Eine gegenüber der Nenntemperatur niedrigere Umgebungstemperatur verursacht einen geringeren Signalstrom bei einem kleineren Grund ström wert und eine gegenüber der Nenntemperatur höhere Umgebungstemperatur verursacht einen größeren Signalstrom bei einem höheren Grundstromwert. Die resultierenden Grundstrom- und Anstiegswerte der Kalibrierkurven, die dann für ausgewählte Temperaturwerte dieses Bereiches erhalten wurden, dienen unter Verwendung der Standardkalibrierkurvenparameter für die Aufstellung eines Algorithmus, mit dessen Hilfe der aktuelle Konzentrationswert um die temperaturbedingte Abweichung korrigiert werden kann. Dazu ist es jedoch sinnvoll, dass die aktuelle Umgebungstemperatur bekannt ist bzw. möglichst genau und sensornah erfasst werden kann. Die am häufigsten anzutreffende technische Lösung zur Kompensation des Temperatureinflusses besteht in der Verwendung eines miniaturisierten PT100 - Temperaturfühlers, der im Handmessgerät in unmittelbarer Nähe des eingesteckten Sensor-Disposables angeordnet ist und dessen kalibrierte Temperaturmessung über einen Algorithmus zur Korrektur des Messwertes verwendet wird. Da das Messgerät im Unterschied zum Sensor-Disposable eine relativ hohe Wärmekapazität besitzt, kann es insbesondere bei schnellem Wechsel der Umgebungstemperatur, aufgrund der Wärmeentwicklung von Bauelementen oder nach der Aufladung eines internen Akkumulators zu erheblichen Unterschieden zwischen der gemessenen Temperatur am Gerät und der Temperatur in der Messkammer des Sensors kommen. Darüber hinaus kann der Blutstropfen in Abhängigkeit von der Zeit zwischen Lanzettierung und Applikation der Probe auf den Sensor bei stark von der Standardmesstemperatur abweichender Umgebungstemperatur zu einer Messtemperatur auf dem Sensor führen, die erheblich von der am Messgerät erfassten Temperatur abweicht. In beiden Fällen wird eine fehlerhafte Temperaturkompensation des Messwertes erfolgen.

Weitere bekannte Lösungen des Standes der Technik beschreiben die Verwendung einer amperometrischen Zweielektrodenanordnung aus Arbeits- (Anode) und Bezugselektrode (Kathode), die separat neben dem amperometrischen Messsystem aufgebracht ist und nicht mit dem Nachweisreagenz bedeckt ist. Nach dem Anlegen einer extrem hohen positiven Polarisationsspannung, die im Bereich von 1 bis 3 V liegt, soll ein Signalstrom generiert werden, dessen Höhe Hct- und analytunabhängig und im Wesentlichen nur von der Probe- bzw. Umgebungstemperatur abhängig ist. Als problematisch kann sich dabei die Diffusion von Reagenz auf die „Temperaturelektroden'' nach der Messkammerbefüllung herausstellen.

Ferner ist bekannt, einen definierten Zusammenhang zwischen der Umgebungstemperatur, die über ein physikalisches Merkmal der Probe mittels zusätzlich angeordneter Elektroden, und ggf. der vom Messgerät gemessen Temperatur herzustellen, um eine Kompensation des Temperatureinflusses zu erreichen.

Ebenfalls bekannt ist, dass unter Nutzung eines Temperatursensors im Instrument aber in Kombination mit einer Serie von in Bezug auf Dauer und Amplitude definierte wärmeerzeugende Impulse, die über metallische Leiterzüge auf dem Sensor-Disposable zu einer definierten Temperaturerhöhung führen, aus der Differenz die wahrscheinliche Temperatur am Indikationsbereich des Sensors bestimmt werden kann. In weiteren Fällen ist ein Temperatursensor als Bestandteil der Sensorkontaktierung an der Unterseite des Sensorsubstrates positioniert, dessen Wert während der Probeausmessung miterfasst wird und zur Korrektur der temperaturabhängigen Messwertabweichung dient.

Eine technische Lösung für einen Sensor-Disposable zur voltammetrischen Messung der Analytkonzentration nutzt Admittanz- und Phasenwinkelmessungen, bei denen bis zu vier unterschiedlichen Frequenzen bis 20 kHz kurzzeitig angelegt werden, wobei die Admittanz hämatokrit- und temperaturabhängig ist, aber für die Phasenwinkel lediglich eine Hämatokritabhängigkeit gefunden wurde. Unter Verwendung unterschiedlicher Frequenzen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit kann aus der empirischen Ermittlung der Abhängigkeiten beider Werte ein Algorithmus aufgestellt werden, der neben dem Hämatokrit die Temperatur der Reaktionszone ermittelt, so dass beide Größen zur Korrektur der enzymatisch-voltammetrischen Analytbestimmung genutzt werden können.

Ferner kann ein temperaturabhängiges Messsignal ermittelt werden, in dem nach dem Anlegen der Polarisationsspannung diese im ersten Schritt unterhalb eines Grenzwertes, der für das Aufrechterhalten der elektrochemischen Indikationsreaktion erforderlich ist, herabgesetzt und ein Offsetstrom gemessen wird, dem eine weitere Verminderung der Polarisationsspannung auf ein noch niedrigeres Level folgt, so dass ein zweiter Offsetstrom gemessen wird. Die Differenz aus beiden Offsetströmen weist eine Temperaturabhängigkeit auf, so dass bei entsprechender Kalibrierung ein Temperaturwert erhalten wird, der zur Kompensation der temperaturabhängigen Indikationsreaktion genutzt wird. Es kann dabei jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass der Hämatokrit der Probe eine zusätzliche Abhängigkeit verursacht.

Eine weitere Ursache für fehlerhafte Messungen kann vom Hämatokrit der Blutprobe ausgehen. Der Hämatokrit (Hct) stellt den Volumenanteil an Erythrozyten im Blut dar, der ca. 99 % der zellulären Bestandteile im Vollblut ausmacht. Bei gesunden Erwachsenen liegt der Hämatokrit zwischen 40 % und 48 % (Männer) bzw. 36 - 42 % (Frauen). In Abhängigkeit von der genetischen Veranlagung eines Probanden, seines Alters, seines Geschlechts, seines Gesundheitszustandes und seiner körperlichen Aktivität können jedoch auch Werte zwischen 20 % und 70 % auftreten.

Erythrozyten sind ovalförmige Zellen mit einem Durchmesser von 2 bis 30 pm, die mit 74,6 g/dl (WA/) einen deutlich geringeren Wassergehalt als Plasma (94,2 g/dL, W/V) aufweisen. Beispielsweise führt dieser Sachverhalt bei der Ausmessung von Glucose, die die Erythrozytenmembran barrierefrei durchdringen kann, im Vollblut, dessen Hct im Normalbereich liegt, zu einem um ca. 10 % niedrigeren Messwert im Vergleich zur Plasmamessung.

Handelt es sich um Metabolite, die über Transporterproteine in die Erythrozyten gelangen, so dass zwischen deren Konzentration im Plasma und in den Erythrozyten eine Differenz liegt, kann die Abweichung deutlich größer sein. Beispielsweise wird für Lactat beschrieben, dass die Konzentration in den Erythrozyten zwischen 50 % und 70 % des Plasmawertes beträgt.

Bei der Konzeption von Einmalgebrauchssensoren wird für den normalen Hämatokritbereich der Messwert auf den Vollblutwert kalibriert, so dass Hct-bedingte Messfehler innerhalb eines definierten, zuvor ermittelten Konzentrationsbereiches liegen und in der Spezifikation ausgewiesen werden.

Bei Hämatokritwerten, die außerhalb des normalen Bereichs liegen, kann dieser durch das Erythrozyten-Volumen bedingte Messfehler jedoch erheblich anwachsen.

Darüber hinaus trägt der Hct bei voltammetrischen Messungen von Einmalgebrauchssensoren, die eine Oxidoreduktase zur spezifischen Reaktion mit dem Zielanalyten und einen Redoxmediator, der zum Elektronentransfer zwischen der Oxidoreduktase und der Arbeitselektrodenoberfläche aufweisen, zu weiteren fehlerverursachenden Effekten bei: (i) Aufgrund der im Vergleich zum Plasma geringeren Leitfähigkeit der Erythrozyten führt die stationäre Messung in einer elektrochemischen Messzelle zur Erhöhung des Messzellenwiderstandes und damit zu einem geringeren Strom. Dieser Effekt kann durch die Nutzung einer potentiostatischen Dreielektrodenanordnung weitgehend kompensiert werden, (ii) Aufgrund des „Partikelcharakters“ der Erythrozyten tritt eine Behinderung der Diffusionsprozesse ein, die sowohl das enzymatische Substrat bzw. den Analyten, als auch den Elektronenmediator, der die Elektronen für oder aus der enzymatischen Redoxreaktion zwischen Enzym und Elektrodenoberfläche transportiert, betreffen. Analoges gilt für den entsprechenden Stofftransport an der Bezugs- bzw. Gegenelektrode. Infolge der Diffusionsbehinderung wird im Vergleich zur Plasmamessung ein geringerer Faradaystrom generiert.

Demzufolge wird der Messwert einer Analytkonzentration von Proben mit hohem Hämatokritwert zu niedrig und von Proben mit niedrigem Hämatokritwert zu hoch ausfallen.

Zur Kompensation des Hämatokritwertes ist es bekannt, dass zwei Elektroden der amperometrischen Messkette parallel zur Gleichspannung mit einem Wechselstromanteil beaufschlagt werden, um eine Impedanzmessung zu ermöglichen. Aus der Admittanz und/oder dem Phasenwinkel, die erforderlichenfalls bei unterschiedlichen Frequenzen ermittelt werden, wird ein Faktor für die Hämatokritabhängigkeit ermittelt und zur Korrektur der amperometrischen Messung verwendet. Bekannt ist ferner die Durchführung zweier Impedanzmessungen in der Probenmesskammer eines Sensor-Disposables, deren Frequenzen sich um den Faktor zwei bis 100 unterscheiden können und die zweite Frequenz größer als 20 KHz ist. Die Impedanzmessung erfolgt an einer Zwei- Elektrodenanordnung, die in der Nähe der Probeaufnahmeöffnung angeordnet ist, so dass unmittelbar mit dem Probeeintritt und vor dem Auflösen des Reagenzgemisches eine erste Impedanzmesssung und nach dem Auflösen des Reagenzgemisches eines zweite Impedanzmessung erfolgt. Aus den beiden Messwerten wird anhand empirisch ermittelter Funktionen, die auch von Zellparametern und dem Reagenzsystem abhängig sind, eine multipler Regressionsanalyse durchgeführt und damit der Hämatokritwert errechnet, der zur Kompensation des analytabhängigen Nutzsignals dient.

Weiterhin umfasst der Stand der Technik die Gestaltung einer Messkammer mit zwei Messzonen mit jeweils zwei nacheinander angeordneten Elektrodenpaaren, von denen die ersten beiden mit einer analytdetektierenden Reagenzschicht bedeckt sind und eine amperometrische Zweielektrodenanordnung bilden. Dieser Messzone folgt ein separierendes Element in Form einer Polymerschicht, der sich dann die zweite Messzone mit dem zweiten Elektrodenpaar anschließt. Letztere werden mit einer Wechselspannung betrieben und dienen zur Messung der Leitfähigkeit der Probe. Der hämatokritabhängige Leitfähigkeitsmesswert wird zur Kompensation der hämatokritabhängigen amperometrischen Konzentrationsmessung verwendet.

Ferner ist eine Sensoranordnung mit Kapillarspaltmesskammer bekannt, bei der zwei seitliche Spacerwandungen aus leitfähigem Material bestehen, an die eine Wechselstrommessung angelegt wird, um die Leitfähigkeit der Probe und damit den Hämatokritwert zu bestimmen, der zur Korrektur der analytabhängigen amperometrischen Messung dient. Auch ist bekannt, dass eine Kapillarmesskammer mit drei nacheinander angeordneten identischen kreisförmigen Elektroden bereitgestellt wird, die zwei Arbeitselektroden, und die Bezugselektrode darstellen und über einen darüber angeordneten spaltartigen Kanal mikrofluidisch miteinander verbunden sind. Eine der Arbeitselektroden und die Bezugselektrode weisen ein identisches Reagenzgemisch auf, so dass nach dem Aufziehen der Probe über den Verbindungskanal zwischen beiden Elektroden die hämatokritabhängige Leitfähigkeit der Probe gemessen wird, die zur Korrektur der amperometrischen Messung genutzt wird.

Bei der Leitfähigkeitsmessung der Probe ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass Analy- ten, die wie Milchsäure bzw. das resultierende Lactat in dissoziierter Form vorliegen Lactat und ihrerseits mit zunehmender Konzentration eine Erhöhung der Leitfähigkeit verursachen, so dass der Hct, der über eine Leitfähigkeitsmessung bestimmt wird, ohne Berücksichtigung der Analytkonzentration fehlerhaft ausfallen kann.

Andere bekannte Lösungen nutzen Pulspotential- und Potentialscanverfahren, spezielle Elektrodenanordnungen einer Messzelle sowie zusätzliche Redoxindikatoren, um diffusionsabhängige Einflüsse bei voltammetrischen Messungen in Blutproben, wie sie vom Hämatokrit ausgehen, zu quantifizieren. Beispielsweise können diffusionsbestimmende Scanphasen während eines zyklischen Scans verwendet werden, um den Hämatokritanteil zu ermitteln, beispielsweise durch die Bestimmung des Verhältnisses aus Peakstrom und Plateaustrom, das analytunabhängig ist und im Wesentlichen nur noch von der Komponente der Probe abhängig ist, die diffusionsbestimmend ist.

Ferner kann unter Verwendung der Differenzpulsvoltammetrie für die Konzentrationsbestimmung in Blut die Auswertung der resultierenden Stromkurven noch unterhalb des diffusionslimitierenden Peakstroms erfolgen, so dass der Diffusionseinfluss des Hämatokrit auf das Messergebnis weitgehend ausgeschlossen werden kann. Es werden dabei insbesondere kurze hochfrequente Pulse angelegt, um die Diffusionsschicht der Reagenzschicht aufrecht zu erhalten.

Bekannt ist zudem die Square-Wave-Voltammetrie (SWV), in welcher zur Detektion eine redoxmediierte enzymatische Nachweisreaktion in Blutproben ein zusätzlicher Redoxmediator verwendet wird. Dessen formales Redoxpotential liegt weit genug von dem des Indikationsmediators entfernt, so dass der Mediator weder mit dem Indikationsmediator noch mit der Oxidoreduktase eine Reaktion eingehen kann. Dieser Redoxmediator agiert als ein interner Standard, der ebenso wie das signalgenerierende System von Hämatokrit und Temperatur über die Diffusionsrate beeinflusst wird, der jedoch substratunabhängig detektiert wird und durch den damit eine Hämatokritinformation erhalten werden kann.

Die Mobilität bzw. die Diffusionsfähigkeit des Redoxmediators, der wesentlich durch den Hct beeinflusst wird, kann wie folgt ermittelt werden: Nach der voltammetrisch- enzymatischen Messung der Analytkonzentration wird die Polarisationsspannung abgeschaltet und der Spannungsabfall, der wesentlich von der Mobilität des Redoxmediators bestimmt wird, potentiometrisch zwischen Arbeits- und Bezugselektrode verfolgt. Die Geschwindigkeit des Abfalls ist damit eine Größe zur indirekten Bestimmung des Hämatokritwertes, der zur Korrektur der Konzentrationsmessung dient und mit dessen Hilfe ggf. auch eine Unterscheidung zwischen Kontrolllösung und Probe möglich ist. Die Mobilität des Redoxmediators kann bestimmt werden, in dem der Redoxmediator auf die Bezugselektrode aufgetragen wird und nach Anlegen einer gegenüber der Bezugselektrode negativen Spannung an der Arbeitselektrode der resultierende Reduktionsstrom gemessen wird. Der Messstrom hängt ausschließlich davon ab, wie schnell der Redoxmediator zur Arbeitselektrode diffundieren kann. Je kleiner der Strom ausfällt, desto größer ist die Diffusionsbarriere bzw. desto höher ist der Anteil der Erythrozyten in der Probe, so dass ein hämatokritabhängiges Signal erhalten wird, das zur Korrektur des eigentlichen konzentrationsabhängigen Messsignals genutzt werden kann.

Anhand der hämatokritbedingten Viskositätsänderung der Probe, die zu entsprechend unterschiedlichen Befüllzeiten der Messkammer eines Kapillarspaltsensors führen kann, soll ein hämatokritabhängiges Signal ermittelt werden, was insbesondere bei schwankenden Umgebungstemperaturen fehleranfällig wird.

Andere Lösungen beschreiben neben der Verwendung des für die enzymatische Redoxreaktion erforderlichen Elektronenmediators die Nutzung eines zweiten Redoxmediators, der nicht mit dem ersten reagiert und sich in seinem formalen Redoxpotential um mindestens 200 mV vom ersten Redoxmediator unterscheidet. Die amperometrische Detektion der Reduktion oder Oxidation dieses Mediators wird dann wesentlich von seiner Diffusionsfähigkeit in der Messzelle abhängen, die von der Hämatokritkonzentration bestimmt wird. Das resultierende hämatokritabhängige Stromsignal, das mittels Chronoamperometrie, SWV, DPV (Differential Pulse Voltammetry) oder CV (Cyclic Voltammetry) quantifiziert und nach einem empirisch ermittelten Algorithmus Hct-kalibriert wird, dient noch zur Kompensation der Hämatokritabhängigkeit des analytabhängigen Signals. Eine weitere technische Lösung geht davon aus, dass der Aufladungsstrom unmittelbar nach Anlegen der Polarisationsspannung wesentlich durch den Hämatokrit bestimmt wird. Wird dieser Wert in Relation zum sich anschließend einstellenden Faradaystrom durch Quotientenbildung gesetzt, erhält man ebenfalls eine hämatokritabhängige Größe.

Andere amperometrische Messprozeduren, die aus technischen Lösungen bekannt sind, werten Übergangszustände nach dem Anlegen der Polarisationsspannung, die in Amplitude und Vorzeichen geändert wird, aus, um neben dem analytabhängigen Signal den Hct-Anteil zu ermitteln.

In einem weiteren Verfahren werden nacheinander zwei in Ihrem Vorzeichen entgegengesetzte Polarisationsspannungen über eine Zeitdauer von 1 bis 20 s angelegt, wobei die erste negativ und die zweite positiv ist. Aus den resultierenden „Transientströmen“, die von der Analytkonzentration und der elektrochemischen Zellkonstanten und damit vom Hot abhängig sind, wird anhand eines dreidimensionalen Kalibriergraphen eine hämatokritkorrigierte Analytkonzentration ermittelt. Im Einzelnen liegen dem Graphen das Verhältnis aus negativen und positiven Stromwerten und Analytkonzentrationskurven, die gegen ein Referenzsystem kalibriert ist, zugrunde, die jeweils bei unterschiedlichen Hämatokritwerten aufgenommen wurden. Die hämatokritabhängige Information wird aus dem Sachverhalt gewonnen, dass unmittelbar nach dem Anlegen einer geeigneten Polarisationsspannung der resultierende Strompuls sich zunächst wesentlich aus Ladestrom und einem Faraday-Stromanteil zusammensetzt und gegen Ende des Pulses der Faraday-Anteil überwiegt, der durch die Cotrell- Gleichung charakterisiert wird. Da der effektive Diffusionskoeffizient des Analyten bzw. eines bei der Indikationsreaktion involvierten Mediators vom Hämatokrit beeinflusst wird, kann aus einer geeigneten Verhältnisbildung von Stromabschnitten des anfänglichen Signalstromes bei einer bestimmten Polarisationsspannung oder zwei nacheinander angelegten Polarisationsspannungen mit entgegengesetzten Vorzeichen ein hämatokritabhängiger Wert ermittelt werden, der zur Korrektur des Nutzsignals verwendet werden kann. Da jedoch der Hämatokriteinfluss in Abhängigkeit von der Höhe des anodisch generierten Stroms des Analyten unterschiedlich ausfällt, ist die Analytkonzentration bei der Berechnung der Hämatokritkorrektur zusätzlich zu berücksichtigen. Aus diesem Sachverhalt, der bei jeder elektrochemischen Zellkonstanten zu beachten ist, resultiert die Notwendigkeit einer dreidimensionalen Kurvenschar.

Zum Erhalt einer Hct-unabhängigen Analytmessung mittels einer amperometrischen Zweielektrodenanordnung, das aus einem Mikroelektrodenarray als Arbeitselektrode und einer Bezugselektrode besteht, wird die Polarisationsspannung in Intervallen angelegt, die bis zu dreimal und mit einer Dauer von jeweils zwischen 0,1 s und 1 s und dazwischenliegenden „Erholphasen“ ablaufen. Die Polarisationsspannung wird nahe 0 mV über eine Dauer von jeweils 0,05 s und 1 s angelegt. Der jeweils resultierende chronoamperometrische Stromkurvenabschnitt wird aufgezeichnet, wobei die logarithmischen Stromwerte am Ende des jeweiligen Intervalls zur Auswertung verwendet werden, in dem sie gegen den Logarithmus der Messzeiten aufgetragen werden. Es wurde gefunden, dass der resultierende Schnittpunkt mit der Ordinate einem nahezu hämatokritunabhängigen Nutzsignal entspricht.

Eine weitere Vorgehensweise unter Verwendung dieser amperometrischen Elektrodenanordnung zielt auf die Messung eines sogenannten Teststromwertes unmittelbar nach Zuschaltung der Polarisationsspannung und nach Erreichen eines steady state Stromverlaufs ab. Aus der Auftragung der jeweiligen Quotienten über der inversen Quadratwurzel der zeit wird ein linearer Anstieg erhalten, der dem Diffusionskoeffizienten entspricht und zur hämatokritkompensierten Berechnung des Analytwertes verwendet wird.

Ein generelleres Vorgehen, das jedoch auch die oben beschriebenen Effekte nutzt, basiert auf einer amperometrischen Zwei-Elektrodenanordnung aus Anode und Kathode, die planparallel gegeneinander angeordnet sind und der resultierende Spalt die Messkammer darstellt. In zwei aufeinander folgenden Intervallen werden Polarisationsspannungen entgegengesetzten Vorzeichens angelegt. Die Höhe der als Testpotential bezeichneten Spannung, die zwischen -100 mV und - 600 mV bzw. + 100 mV und +600 mV liegt, soll gerade eine partielle Reduktion oder Oxidation an den Elektrodenflächen ermöglichen. Es wird während des ersten Intervalls eine Spannung angelegt, die an der zweiten Elektrode eine partielle Oxidation des reduzierten Mediators verursacht, d.h. die erste Elektrode ist kathodisch wirksam und reduziert den Mediator. Während des zweiten Intervalls erfolgt an der ersten Elektrode eine partielle Oxidation des Mediators, der ggf. durch die enzymatische Indikationsreaktion reduziert wurde. Demzufolge werden beispielsweise bezogen auf die erste Elektrode zunächst ein negatives und dann ein positives Potential angelegt. Aus dem Signalstrom, der aus einem der beiden Intervalle resultiert, wird zunächst ein vorläufiger Messwert für die Analytkonzentration ermittelt. Im Anschluss wird die hämatokritabhängige Fehlerquelle ermittelt und der Analytwert unter Berücksichtigung bereits ermittelter Faktoren wie unterschiedliche Konzentrationsbereiche für Analyt- und Hämatokritwerte und bewertender Kriterien für hohe oder niedrige Analytkonzentration bei hohen oder niedrigen Hämatokritwerten, denen empirisch ermittelte, unterschiedliche Funktionen zugrunde liegen, korrigiert.

In anderen Lösungen werden ebenfalls zwei aufeinander folgende Polarisationsspannungen mit gleicher Polarität an eine amperometrische Zwei- Elektrodenanordnung angelegt, wobei nach Triggerung innerhalb der ersten Sekunde eine niedrige anodische Spannung zwischen 10 mV und 150 mV und im Anschluss eine höhere anodische Spannung zwischen 250 mV und 350 mV angelegt wird. Der resultierende Strompuls 450 ms bis 530 ms nach Triggerung wird zur Bestimmung des Hämatokrit ausgewertet und der darauffolgende Puls mit höherer Polarisationsspannung dient der Bestimmung eines vorläufigen Analytkonzentrationswertes.

Die Bestimmung des Hämatokrits erfolgt unter Nutzung einer zuvor mit definierten Analyt- und Hämatokritkonzentrationen ermittelten Kurvenschar. Für drei vorgespeicherte Konzentrationsabschnitte, die den gesamten analytisch relevanten Bereich des Analyten abdecken, wurden jeweils unterschiedliche, empirisch ermittelte Gleichungen ermittelt, die zur Hämatokritkorrektur der gemessenen Analytkonzentration eingesetzt werden.

Nachteilig bei den zuletzt beschriebenen Verfahren ist jedoch, dass komplexe Berechnungen unter Nutzung empirisch ermittelter dreidimensionaler Kurvenscharen zugrunde liegen, die den diffusionsabhängigen Faraday-Stromanteil des Signalstromes bzw. die Höhe der Analytkonzentration mit zu berücksichtigen haben.

Für die Vermeidung des Einflusses elektrochemisch aktiver Substanzen aus Stoffwechselreaktionen oder Medikamenten auf die Messung des Analyten, sind eine Reihe technischer Lösungen bekannt, die deren Einfluss minimieren, kompensieren oder verhindern sollen. In praktischen Lösungen werden zusätzliche Schutzschichten, semipermeable oder poröse Membranschichten beschrieben, die über der Reaktionsschicht aufgetragen sind, und die eine Diffusion der störenden Substanzen während der vergleichsweise kurzen Messzeit zum Elektrodensystem verhindern oder zumindest stark verringern sollen. Effektiver ist jedoch die separate Detektion der interferierenden Substanzen, insbesondere für Patienten im klinischen Bereich, da hier auch mit wenig bekannten elektrochemisch aktiven Wirkstoffen aus Medikamenteneinnahmen oder summarischen Effekten zu rechnen ist, für die die Diffusionsbarriereschichten nicht ausgelegt sind.

In einer Serie von Offenbarungen wird eine zusätzliche Arbeitselektrode genutzt, die bei einer Überspannung betrieben wird, so dass die interferierenden Substanzen gegenüber dem reduzierten Mediator deutlich stärker an der Elektrode oxidiert werden. Der nach einer empirischen Gleichung ermittelte Faktor aus den Messsignalen der beiden Arbeitselektroden dient zur Korrektur des Lactatmesswertes. Dieser Lösungsansatz berücksichtigt jedoch nicht, dass elektrochemisch aktive Substanzen nicht nur direkt an der Oberfläche der Arbeitselektrode oxidiert werden, sondern auch mit dem Redoxmediator reagieren.

Einer der ersten kommerziellen Sensor-Disposables auf Basis einer elektrochemischenzymatischen Indikationsreaktion verwendet einen Gewebsschichtaufbau mit hydrophilen und hydrophoben Gewebeeigenschaften über einer Elektrodenanordnung. In der oberen Deckschicht ist eine Probeaufnahmeöffnung vorgesehen. Die erste Gewebeschicht ist zusätzlich mit Erythrozyten-aggregierenden polymeren Komponenten getränkt, so dass eine effektive Hct-Rückhaltung erfolgen soll. Eine zusätzliche Arbeitselektrode, die mit einem enzymfreien Reagenz beschichtet ist, dient zur Messung elektrochemisch aktiver, interferierender Komnponenten. Diese Variante erforderte noch ein vergleichsweise großes Probevolumen und aufgrund der zeitabhängigen Aggregation eine lange Messzeit von 20 s.

Eine bekannte technische Lösung nutzt Sensor-Disposables zur Bestimmung von Glucose, Lactat und Creatinin in einer Kapillarspaltanordnung eine zusätzliche Arbeitselektrode, die ausschließlich der Erfassung von Interferenzströmen aus der Oxidation von Ascorbat, Harnsäure, Bilirubin, Paracetamol oder anderen elektrochemisch aktiven Substanzen in der Blutprobe dient, so dass der summarische Signalstrom um diesen Betrag korrigiert werden kann.

Bekannt ist ferner das Verwenden einer Überspannung in Form einer anregenden Wellenform an der Arbeitselektrode, so dass nichtlineare Stromsignale generiert werden. Das Auflösen der Signalverteilung nach einem Vektorprojektionsverfahren liefert eine Vielzahl von Real- und Imaginäranteilen, mehrere Fourier-Koeffizienten bzw. mehrere Frequenzen, die auf ein Referenzstromsignal eines Analyten oder interferierender Komponenten kalibriert werden, so dass entweder der Analyt selbst oder die interferierenden Substanzen selektiv bestimmt werden.

Zudem ist bekannt, dass zur Erfassung elektrochemisch-aktiver Substanzen die Messung von Übergangsströmen unmittelbar nach Änderung der Polarisationsspannung erfolgt, welche sofort nach Befüllung der Messkammer durchgeführt wird. Dabei werden kurz nacheinander aber zeitlich definiert bis zu drei verschiedene Polarisationsspannungen entgegengesetzter Polarität an die Arbeitselektrode angelegt. Nach Einstellung der jeweiligen Transientströme werden diese in Relation gesetzt und der Anteil der Interferenzströme, die durch elektrochemisch-aktive Substanzen verursacht werden, wird herausgerechnet.

Nachteilig bei allen vorbekannten technischen Lösungen ist der Umstand, dass zur Korrektur der Störeinflüsse auf das Analytsignal indirekte Messverfahren angewandt werden, die häufig mit großen Messwertstreuungen verbunden sind. Die Korrektur des beachtlichen Einflusses der Temperatur auf die Bestimmung des Hämatokrit sowie der Konzentration ionisch leitfähiger Komponenten der Probe, beispielsweise eines dissoziiert vorliegenden Analyten oder dissoziiert vorliegender endogener oder exogener Stoffwechselprodukte auf die Hämatokritbestimmung, ist bei bekannten technischen Lösungen nicht beschrieben. Zudem wird nur ein externer Temperatursensor zur Temperaturmessung herangezogen, welcher in einem angeschlossenen Messgerät integriert ist und so zu fehlerhaften Temperaturkorrekturen führen kann.

Eine Aufgabe der Erfindung ist es daher, die genannten Nachteile zu überwinden und einen Sensor und ein Verfahren zur hochgradig genauen Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut bereitzustellen, um während der Messprozedur eine genauere enzymatisch-voltammetrische Analytbestimmung unter Kompensation der tatsächlichen Temperatur, des Hämatokrits der Probe und der darin enthaltenen elektrochemisch aktiven Substanzen zu ermöglichen, so dass eine adäquate Korrektur dieser Störeinflüsse auf den zu bestimmenden plasmabezogenen Analytmesswert erfolgen kann. Weitere gelöste Probleme ergeben sich aus der folgenden Beschreibung.

Die Aufgabe der Erfindung wird gemäß der unabhängigen Ansprüche gelöst. Die Unteransprüche stellen bevorzugte Ausführungsvarianten dar.

Zusammenfassung der Erfindung

Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung einer Analytkonzentration in Vollblut durch einen Sensor. In einem Schritt erfolgt das Befüllen von mindestens zwei Messkammern mit einer Vollblutprobe über einen Probeaufnahmebereich des Sensors, wobei die mindestens zwei Messkammern auf einem Träger des Sensors ausgebildet sind und mindestens zwei Messkammern eine erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung, eine Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung umfasst. In einem Schritt erfolgt das Messen einer Umgebungstemperatur nach der Befüllung der Messkammern durch einen auf dem Träger aufgebrachten Temperaturmesswiderstand. Das Verfahren umfasst ferner den Schritt des Bestimmens einer ionischen Leitfähigkeit der Vollblutprobe mit der Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung. Das Verfahren umfasst ferner den Schritt des voltammetrischen Bestimmens einer Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe durch die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung. Das Verfahren umfasst ferner den Schritt des enzymatisch-voltammetrischen Bestimmens einer Analytladung der Vollblutprobe durch die zweite voltammetrische Drei- Elektrodenanordnung. Weiterhin umfasst das Verfahren das Bestimmen einer temperaturkorrigierten Analytkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Analytladung. Ferner umfasst das Verfahren das Bestimmen einer temperatur-korrigierten Interferenzkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Interferenzladung; und ferner das Bestimmen eines temperaturkorrigierten Hämatokritwerts unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten ionischen Leitfähigkeit. Das Verfahren umfasst ferner das Korrigieren der temperaturkorrigierten Analytkonzentration und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration auf eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Analytkonzentration und eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven und dem zuvor bestimmten temperaturkorrigierten Hämatokritwert. Das Verfahren umfasst ferner den Schritt des Bestimmens der Analytkonzentration, indem von der hämatokrit- und temperaturkorrigierten Analytkonzentration die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration subtrahiert wird.

Der Analyt kann zum Beispiel Glucose, Lactat oder Creatinin sein, wobei die Erfindung nicht darauf beschränkt ist. Elektrochemisch aktive Substanzen können beispielsweise Ascorbat, Harnsäure, Bilirubin oder Paracetamol sein. Plasmabezogen bedeutet, dass die Analytkonzentration auf den Wert einer entsprechenden Plasmaprobe (Hämatokritkonzentration = 0%) bezogen ist. Für die beiden voltammetrischen Messungen werden bevorzugt potentiostatische Drei-Elektrodenanordnungen als Indikationssysteme verwendet. Bei der Subtraktion kann bevorzugt ein Sensitivitätsfaktor, in Ausführungsbeispielen 1 gesetzt, bestimmt werden, welcher die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration beim Abzug gewichtet. Die Nenntemperatur ist typischerweise 25°C. Die Bestimmung der Analytladung erfolgt enzymatisch während die Bestimmung der Interferenzladung nicht-enzymatisch erfolgt. Die einfache voltammetrische Messung ist unspezifisch. Die enzymatisch- voltammetrische Messung liefert das selektive bzw. analytspezifische Messsignal, welches aufgrund des voltammetrischen Detektionsprinzips jedoch einen unspezifischen Anteil aufweist und durch die einfache voltammetrische Messung korrigiert wird.

Für die Temperaturkorrektur können die Kalibrationskurven entsprechende vorgespeicherte, d.h. zuvor aufgenommene, Kalibrationsskurven zwischen der Analytkonzentration und der Temperatur, zwischen der Interferenzkonzentration und der Temperatur und zwischen Hämatokrit/ionischen Leitfähigkeit und der Temperatur umfassen. Für die Hämatokritkorrektur, d.h. plasmabezogene Korrektur, wird Hämatokrit unter Verwendung jeweils zuvor ermittelter Kalibrationskurven/Korrelationskurvenscharen zwischen Analytkonzentration und Hämatokrit und zwischen Interferenzkonzentration und Hämatokrit verwendet. Die vorgespeicherten Kalibrationskurven können in einem Speicher/Datenspeicher abgelegt sein, auch welchen ein das Verfahren durchführender Prozessor zugreift.

Die erste Messkammer und die zweite Messkammer können jeweils bevorzugt ein Volumen von 0,15 pL bis 0,3 pL umfassen. Die zeitliche Abfolge kann dabei wie folgt sein: (i) Die Messung der Temperatur kann unmittelbar nach Befüllung der Messkammern und nach Überschreiten zeitlich definierter Stromschwellwerte der voltammetrischen Messkanäle über 50 bis 1000 ms an dem Widerstand erfolgen, (ii) Eine ionische Leitfähigkeitsmessung zur Hämatokritbestimmung kann sich zeitlich mit 0,5 s bis 1 s anschließen, (iii) Die voltammetrische Messung zur Bestimmung der Interferenzkonzentration in der Vollblutprobe kann zwischen zweiter und neunter Sekunde erfolgen, (iv) Eine enzymatisch-voltammetrische Messung der Analytkonzentration kann zwischen dritter und zehnter Sekunde erfolgen. Somit ist der gesamte Messprozess in ungefähr 10 s, zumindest weniger als 20 s abgeschlossen.

Das beschriebene Verfahren ist insbesondere für Einmalgebrauchs-Sensoren geeignet, die klinisch relevante und zuverlässige plasmabezogene Konzentrationswerte liefern sollen. Ein technischer Vorteil besteht weiterhin darin, dass durch die Verwendung eines auf dem Träger aufgebrachten, also integrierten, Temperaturmesswiderstands hochgenau die aktuelle Temperatur im Vergleich zum Stand der Technik störunanfällig vermessen werden kann, (vgl. dazu die oberen Ausführungen). Diese genau vermessene Umgebungstemperatur wird dann auch verwendet, um neben der Korrektur der temperaturabhängigen enzymatisch voltammetrischen Analytmessung die temperaturabhängigen Störungen durch Hämatokrit und elektrochemisch aktive Substanzen zu eliminieren. Der Einfluss von Hämatokrit und interferierenden elektrochemisch-aktiven Substanzen wird somit systematischer als bei bekannten technischen Lösungen und in adäquater Weise korrigiert. Dadurch dass die Analytkonzentrationsbestimmung plasmabezogen erfolgt, ist der Sensor-Disposable besonders für den Notfallbereich oder bei schnell erforderlichen Analytbestimmungen einsetzbar. Im Gegensatz zum klinischen Bereich, in welchem der Hämatokrit vor den automatisierten Analytmessungen aus dem Vollblut entfernt werden kann oder Blutgasanalysatoren genutzt werden, die sowohl ein deutlich höheres Probevolumen als auch größeren zeitlichen und apparativen Aufwand erfordern, um den Hämatokrit aufzubereiten wird in diesen genannten Applikationsbereichen eine Vollblutprobe mit sehr geringem Volumen genutzt und der Analytwert in Sekunden auch unter Feldbedingungen klinisch relevant und zuverlässig erfasst werden.

Das Verfahren kann bevorzugt ferner das Korrigieren des temperaturkorrigierten Hämatokritwerts zu einem analyt- und temperaturkorrigierten Hämatokritwert unter Verwendung vorgespeicherter Kalibrationskurven und der bestimmten temperaturkorrigierten Analytkonzentration, und/oder unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven und der bestimmten temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration umfassen. Somit kann eine Korrektur des ionischen Leitfähigkeitsmesswertes aufgrund ionisch leitfähiger Komponenten der Probe, insbesondere um einen dissoziiert vorliegenden Analyten oder dissoziiert vorliegende Interferenzkonzentrationen wie zum Beispiel endogene oder exogene Stoffwechselprodukte, vorgenommen werden. Der Hämatokritwert wird somit genauer bestimmt, so dass auch die von diesem bestimmten Hämatokritwert abhängigen zu bestimmende Analytkonzentration und die abzuziehende Interferenzkonzentration genauer bestimmt werden können. Die Kalibrationskurven sind hierbei zwischen ionischer Leitfähigkeit/Hämatokrit und Analytkonzentration oder ionischer Leitfähigkeit/Hämatokrit und Interferenzkonzentration zu bestimmen. Der temperatur- und analytkorrigierte Leitfähigkeitsmesswert kann unter Verwendung einer zuvor ermittelten, nichtlinearen Kalibrationskurve zwischen Hämatokrit und ionischer Leitfähigkeit der Probe zur Ermittlung des Hämatokritwertes ermittelt werden.

Der Temperaturmesswiderstand ist bevorzugt eine Mäanderleiterstruktur, welche auf dem Träger des Sensors aufgebracht ist. Mit der Mäanderleitstruktur kann auf geringer Trägerfläche eine hinreichende Widerstandslänge erzeugt werden. Dadurch können messbare temperaturbedingte Widerstandsänderungen erfasst werden, wobei nur ein geringer Flächenteil des Trägers des Sensors dafür benötigt wird. Zudem kann die Mäanderleiterstruktur durch den geringen Flächenbedarf nahe an den Messkammern positioniert werden, so dass eine genaue und wenig störanfällige Temperaturbestimmung erfolgen kann. Das wiederum verbessert die Genauigkeit in der Temperaturkompensation, so dass auch die zu bestimmende plasmabezogene Analytkonzentration mit einer höheren Genauigkeit bestimmt wird. Die Mäanderleiterstruktur hat bevorzugt einen Widerstand zwischen 100 O und 2000 O und einen Temperaturkoeffizienten zwischen 0,4 O/°C und 0,7 O/°C zur temperaturabhängigen Widerstandsmessung.

Die Mäanderleiterstruktur ist bevorzugt an die Messkammern anschließend positioniert. Dadurch kann die Temperatur an den Messkammern besonders gut gemessen werden. Das wiederum verbessert die Genauigkeit der Temperaturkompensation, so dass auch die zu bestimmende plasmabezogene Analytkonzentration mit einer höheren Genauigkeit bestimmt werden kann.

Die Mäanderleiterstruktur ist bevorzugt in einem Trägerabschnitt positioniert, welcher bezogen auf den Probeaufnahmebereich eine Länge aufweist, welche geringer als ein Drittel, bevorzugt geringer als ein Viertel, noch bevorzugter geringer als ein Fünftel der Gesamtlänge des Trägers umfasst. Dadurch ist einerseits sichergestellt, dass die Temperatur nahe an den Messkammern gemessen wird. Ferner können Wärmestörquellen durch Anschluss eines Messgeräts einen geringeren Störeinfluss auf die Temperaturmessung haben. Dadurch kann die Temperatur an den Messkammern genauer gemessen werden. Das wiederum verbessert die Genauigkeit der Temperaturkompensation, so dass auch die zu bestimmende plasmabezogene Analytkonzentration mit einer höheren Genauigkeit bestimmt werden kann.

Bevorzugt umfasst das Bestimmen der Umgebungstemperatur das Bestimmen einer ersten Temperatur nach oder während der Befüllung der Messkammern; das Bestimmen einer zweiten Temperatur nach dem Bestimmen des Hämatokritwerts, der Analytladung, und/oder der Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe und das Bestimmen der Umgebungstemperatur durch arithmetische Mittelwertbildung aus den gemessenen Temperaturen. Dadurch kann eine fehlerhafte Temperaturbestimmung durch Temperaturdrift während des Messprozesses durch die Mittelwertbildung minimiert bzw. reduziert werden. Das wiederum verbessert die Genauigkeit in der Temperaturkompensation, so dass auch die zu bestimmende plasmabezogene Analytkonzentration mit einer höheren Genauigkeit bestimmt werden kann, da der unerwünschte Temperaturdrift ausgeglichen bzw. ausgemittelt wird. Die zwei temperaturabhängigen Widerstandsmessungen an der Mäanderleiterstruktur können über einen Zeitraum von 50 bis 1000 ms erfolgen.

Die erste Messkammer umfasst bevorzugt die erste voltammetrische Drei- Elektrodenanordnung und die Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung; die zweite Messkammer umfasst bevorzugt die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung. Das Verfahren umfasst ferner das Schalten der Elektroden in der ersten Messkammer zwischen der ersten Drei-Elektrodenanordnung zur voltammetrischen Messung und der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung zur Messung der ionischen Leitfähigkeit mittels eines integrierten oder reversibel angeschlossenen Analogschalterarrays. Dadurch ist es möglich, dass eine Messkammer für zwei Messgrößen, nämlich ionische Leitfähigkeit und Interferenzkonzentration, ausgelegt ist. Vorhandene Elektroden können somit zweifach/doppelt genutzt werden. Dadurch wird nicht nur Elektrodenmaterial eingespart, sondern dies ermöglicht einen kompakteren Messraumbereich, welcher von der Mäanderleiterstruktur genauer temperaturmesstechnisch erfasst werden kann. Das wiederum verbessert die Genauigkeit in der Temperaturkompensation, so dass auch die zu bestimmende plasmabezogene Analytkonzentration mit einer höheren Genauigkeit bestimmt werden kann

Bevorzugt umfasst die erste Drei-Elektroden- und Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung eine Reagenzbeschichtung, welche einen Redoxmediator umfasst, und wobei die zweite Drei-Elektrodenanordnung eine Reagenzbeschichtung aufweist, welche eine Oxidoreduktase oder weitere katalytisch aktive Proteine und einen Redoxmediator umfasst.

Bevorzugt ist ein Gesamtproteingehalt durch die Menge einer Oxidoreduktase oder durch eine Oxidoreduktase und ein oder mehrere zusätzliche katalytisch aktive Proteine bestimmt. Die Oxidoreduktase umfasst bevorzugt Oxidasen, Peroxidasen und/oder cofaktorabhängige Dehydrogenasen. Die katalytisch aktiven Proteine umfassen bevorzugt Hydrolasen, Proteasen und Esterasen. Der Redoxmediator umfasst bevorzugt einen redoxaktiven Metallkomplex, einen chinoiden Redoxfarbstoff oder eine organometallische Verbindung.

Bevorzugt wird für die temperaturabhängige Widerstandsmessung der Mäanderleiteranordnung eine Zwei-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung, noch bevorzugter eine Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung verwendet. Bevorzugt wird bei Messung der ionischen Leitfähigkeit eine Stromeinspeisung zwischen 100 pA und 750 pA bewirkt.

Für die Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung wird bevorzugt eine Wechselspannung ohne Gleichspannungsanteil angelegt, wobei die Wechselspannung rechteck-, dreiecköder sinusförmig ist mit einer bevorzugten Frequenz zwischen 100 Hz und 5000 Hz. Bevorzugt kann jede Elektrode über ein Analogschalterarray definiert abgeschaltet oder mit anderen Elektroden zusammengeschaltet werden.

Bevorzugt umfasst das Verfahren das Messen der ionischen Leitfähigkeit der Vollblutprobe durch die Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung, das voltammetrische Bestimmen der Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe durch die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung und das enzymatisch-voltammetrische Bestimmen der Analytladung der Vollblutprobe durch die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung schrittweise innerhalb eines Messintervalls von 8 s bis 20 s, vorzugsweise zwischen 8 und 11 s. Durch den kurzzeitigen Messprozess können zudem Temperaturstöreffekte reduziert werden. Die zeitliche Aufteilung kann nach Befüllung der Messkammern mit Probe wie folgt sein: (i) Die Messung des Mäanderwiderstandes zur Temperaturbestimmung kann über 50 ms bis 1000 ms erfolgen, (ii) Eine ionische Leitfähigkeitsmessung zur Hämatokritbestimmung kann sich zeitlich mit 0,5 s bis 1 s anschließen, (iii) Die voltammetrische Messung zur Bestimmung der Interferenzkonzentration in der Vollblutprobe in der ersten Messkammer kann zwischen zweiter und neunter Sekunde erfolgen, (iv) Eine enzymatisch- voltammetrische Messung der Analytkonzentration kann zwischen dritter und zehnter Sekunde erfolgen, (v) Eine zweite Messung des Mäanderwiderstandes zur Temperaturbestimmung kann über 50 ms bis 1000 ms erfolgen.

In einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Sensor zur Bestimmung einer plasmabezogenen Analytkonzentration in Vollblut beschrieben. Dieser umfasst mindestens zwei Messkammern, welche mit einer Vollblutprobe über einen Probeaufnahmebereich des Sensors befüllbar sind, wobei mindestens zwei Messkammern auf einem Träger ausgebildet sind und eine erste voltammetrische Drei- Elektrodenanordnung, eine Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung umfassen. Der Sensor umfasst ferner einen auf dem Träger aufgebrachten Temperaturmesswiderstand zum Bestimmen einer Umgebungstemperatur. Der Sensor umfasst ferner mindestens eine Prozessoreinheit, welcher über eine elektrische Kontaktierung mit dem Sensor reversibel verbunden ist oder auf dem Träger integriert ist, und eingerichtet ist, folgendes zu tun: Steuern des Temperaturmesswiderstands, um die Umgebungstemperatur nach der Befüllung der Messkammern zu messen. Ferner umfasst die Funktionalität den Schritt des Steuerns der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung, um eine ionischen Leitfähigkeit der Vollblutprobe zu bestimmen. Ferner ist der Schritt des Steuerns der ersten Drei-Elektrodenanordnung umfasst, um eine Interferenzladung von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe voltammetrisch zu bestimmen. Zudem ist der Schritt des Steuerns der zweiten Drei-Elektrodenanordnung umfasst, um eine Analytladung der Vollblutprobe enzymatisch-voltammetrisch zu bestimmen. Zudem ist der Schritt des Bestimmens einer temperatur-korrigierten Analytkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Analytladung beinhaltet. Ferner ist das Bestimmen einer temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten Interferenzladung umfasst.

Zudem ist das Bestimmen eines temperaturkorrigierten Hämatokritwerts unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der bestimmten Umgebungstemperatur und der bestimmten ionischen Leitfähigkeit umfasst. In einem weiteren Schritt ist das Korrigieren der temperaturkorrigierten Analytkonzentration und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration auf eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Analytkonzentration und eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven und dem zuvor bestimmten temperaturkorrigierten Hämatokritwert. Zudem erfolgt das Bestimmen der Analytkonzentration, indem von der hämatokrit- und temperaturkorrigierten Analytkonzentration die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration subtrahiert wird. Die Prozessoreinheit ist mit andern Worten ein Prozessor oder ein Mikrocontroller. Die vorgespeicherten Kalibrationskurven können in einem Speicher/Datenspeicher abgelegt sein, mit welchem die Prozessoreinheit operativ verbunden ist.

Es ergeben sich hierbei die gleichen Vorteile wie zum obigen Verfahren beschrieben, auf welche hiermit referenziert wird.

Der Temperaturmesswiderstand ist bevorzugt eine Mäanderleiterstruktur, welche auf dem Träger des Sensors aufgebracht ist. Die Mäanderleiterstruktur ist bevorzugt an die Messkammern anschließend positioniert.

Die Mäanderleiterstruktur ist in einem Trägerabschnitt positioniert, welcher bezogen auf den Probeaufnahmebereich eine Länge aufweist, welche geringer als ein Drittel, bevorzugt geringer als ein Viertel, noch bevorzugt geringer als ein Fünftel der Gesamtlänge des Trägers umfasst.

Bevorzugt umfasst die erste Messkammer die erste voltammetrische Drei- Elektrodenanordnung und die Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung, und wobei ein Schalten von Elektroden in der ersten Messkammer zwischen der ersten Drei- Elektrodenanordnung zur voltammetrischen Messung und der Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung zur Messung der ionischen Leitfähigkeit mittels eines integrierten oder reversibel angeschlossenen Analogschalterarrays durchzuführen ist.

Weitere bevorzugte Ausführungsformen können auch dem obigen Verfahren entnommen werden.

Kurzbeschreibung der Figuren

Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels und dazugehöriger Zeichnungen näher erläutert. Die Figuren zeigen:

Fig. 1 einen erfindungsgemäßen Sensor nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung;

Fig. 2 eine schematische Darstellung eines Sensors nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung;

Fig. 3 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Ablaufschemas;

Fig. 4 eine beispielhafte vorgespeicherte Kalibrationskurve des Mäanderwiderstandsmesswertes in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur;

Fig. 5 beispielhafte vorgespeicherte Kalibrationskurven zur Widerstandsmessung (1/ionische Leitfähigkeit) in Abhängigkeit vom Hämatokrit der Probe bei Umgebungstemperaturen von 15°C, 25°C und 45°C in der ersten Messkammer;

Fig. 6 beispielhafte vorgespeicherte Kalibrationskurven für Ladungswerte, die in Abhängigkeit der Lactatkonzentration in der zweiten Messkammer bei Temperaturen zwischen 5 °C und 45°C; aufgenommen wurden;

Fig. 7 eine beispielhafte vorgespeicherte Kurvenschar generiert aus Kalibrationskurven der Fig. 6 durch Aufträgen der Lactatkonzentration gegen die Temperatur für verschiedene Ladungswerte, die in der zweiten Messkammer gemessen wurden;

Fig. 8 beispielhafte vorgespeicherte Kalibrationskurven für Ladungswerte in Abhängigkeit von der Lactatkonzentration bei Hämatokritkonzentrationen von 0% (Plasma), 19%, 45 % und 70%, die in der zweiten Messkammer gemessen wurden;

Fig. 9 beispielhafte vorgespeicherte Kurvenschar generiert aus Kalibrationskurven in Fig. 8 durch Aufträgen der Lactatkonzentration gegen den Hämatokritwert bei verschiedenen Ladungswerten, die in der zweiten Messkammer gemessen wurden, und

Fig. 10 beispielhafte vorgespeicherte Kalibrationskurven für Ladungsmesswerte gegen eine Verdünnungsreihe einer Modelllösung aus 0,9 mM Ascorbinsäure, 1 ,03 mM Paracetamol und 1,4 mM Harnsäure, gemessen in der ersten und zweiten Messkammer.

Detaillierte Beschreibung der Erfindung

Fig. 1 zeigt einen erfindungsgemäßen Sensor 100 nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung. Der Sensor 100 ist dabei insbesondere ein Einmalgebrauchssensor oder auch als Sensor-Disposable bezeichnet.

Der Sensor 100 umfasst dabei einen planaren Träger 1 , welcher sich in eine Längsachse erstreckt. Auf dem Träger 1 sind entsprechende Sensorkomponenten aufgebracht. Das Trägermaterial ist bevorzugt ein Kunststoff, beispielsweise ein PET (Polyester). Der Träger 1 kann beispielsweise eine Stärke/Dicke von 0,25 mm aufweisen, wobei die Erfindung nicht darauf beschränkt ist.

Der Sensor 100 umfasst ferner einen Probeaufnahmebereich 17 an einem Probeaufnahmeende des Trägers 1 , über weichen eine Vollblutrobe, zum Beispiel eine Kapillarblutprobe, in Messkammern 2, 3 geführt werden kann. Die Messkammern 2, 3 weisen dazu einen gemeinsamen Probeaufnahmebereich 17 auf und verlaufen parallel zueinander. Ferner sind die Messkammern 2, 3 gegeneinander flüssigkeitsdicht auf dem Träger 1 aufgebracht. Darunter kann eine elektrisch isolierende Lackschicht 14 gedruckt sein, die zwei parallel zueinander ausgesparte Messfenster enthält und damit zugehörige Elektrodenanordnungen bezüglich ihrer Flächen definiert bzw. begrenzt. Weiterhin kann eine Mäanderleiterstruktur eines Temperaturmesswiderstands 11 ausgespart vorliegen. Die Messkammern 2, 3 können bevorzugt für ein Füllvolumen zwischen 150 nL und 300 nL ausgelegt sein. Ferner können Entlüftungskanäle 18 a, b vorgesehen sein.

In dem vergrößerten Ausschnitt der Figur 1 sind ferner Elektroden 4, 5, 6, 7a, 7b, 8, 9, 10 auf dem Träger 1 sichtbar. Zudem ist ein Temperaturmesswiderstand 11 auf dem Träger

I des Sensors 100 aufgebracht, um die Umgebungstemperatur zu messen. Durch die Positionierung auf dem Träger 1 ist die Temperaturmessung weniger störanfällig und der Abstand zu den Messkammern kann gering gehalten werden. Der Temperaturmesswiderstand 11 ist als eine Mäanderleiterstruktur/mäanderförmige Leiterstruktur ausgeführt. Dadurch gelingt es hinreichend genau, messbare temperaturbedingte Widerstandsänderungen zu erfassen, wobei nur ein geringer Flächenteil des Trägers 1 des Sensors dafür benötigt wird.

Die Mäanderleiterstruktur 11 ist an die Messkammern 2, 3 (unmittelbar) anschließend positioniert und somit in unmittelbarer Nähe zu den Messkammern 2, 3. Dadurch kann die Temperatur der Messkammern 2, 3 besonders gut und zuverlässig gemessen werden. Das wiederum verbessert die Genauigkeit der Temperaturkompensation von den benötigten Messgrößen, welche insbesondere im Rahmen von Figur 3 näher beschrieben werden.

Die Mäanderleiterstruktur 11 ist in einem Trägerabschnitt D des Trägers 1 positioniert, welcher eine Länge aufweist, die weniger als ein Drittel, bevorzugt weniger als ein Fünftel, der Gesamtlänge L des Trägers 1 beträgt. Dadurch können Wärmestörquellen durch zum Beispiel Anschluss eines Messgeräts und dessen Betrieb einen geringeren Störeinfluss auf die Temperaturmessung haben, so dass die Temperatur an den Messkammern 2, 3 genauer vermessen werden kann.

Die Mäanderleiterstruktur 11 kann dabei vollständig vom Isolationslack 14 bedeckt sein oder vorzugsweise auch ausgespart vorliegen. Ferner sind Zuleitungen 12 zu den Elektroden 4, 5, 6, 7a, 7b, 8, 9, 10 und zu der Mäanderleiterstruktur 11 vorgesehen, welche den Betrieb der Elektroden 4, 5, 6, 7a, 7b, 8, 9, 10 und der Mäanderleiterstruktur

I I sicherstellen. An zu dem Probeaufnahmebereich 17 gegenüberliegenden Ende sind ferner elektrische Kontaktierungen 13, insbesondere Kontaktflächen, auf den Träger 1 aufgebracht. Über die elektrischen Kontaktierungen 13 kann ein Messgerät, bzw. insbesondere ein Prozessor 50 eines Messgeräts, mit dem Sensor 100 reversibel verbunden werden wie es in der Figur 2 schematisch dargestellt ist.

In einer besonderen Ausführung können die Strukturen in folgender Weise hergestellt werden. Nach einem S putterprozess, bei dem eine Dünnschicht eines inerten Metalls, beispielsweise eine Goldschicht von 50 nm Schichtdicke, aufgebracht wird, wird mittels eines Lasers eine erste Drei-Elektrodenanordnung 31 mit Arbeitselektrode AE1 4, Gegenelektrode GE1 5 und Referenzelektrode RE1 6 einschließlich zweier zusätzlicher spannungsabgreifender Messelektroden 7a, b und parallel dazu eine zweite Drei- Elektrodenanordnung 32 mit Arbeitselektrode AE2 8, Gegenelektrode GE2 9 und Referenzelektrode RE2 10 abladiert. In unmittelbarer Nähe kann dabei die Mäanderleiterstruktur 11 einschließlich Zuleitungen 12 und elektrische Kontaktierungen 13 mittels Ablation strukturiert werden.

Die elektrischen Kontaktierungen 13 können Kontaktierflächen ausbilden, welche der sicheren elektrischen Kontaktierung mit einem Messgerät dienen. Die isolierende Lackschicht 14 kann zwei parallel zueinander ausgesparte Fenster enthalten, welche jeweils Anordnungen von Elektrodenflächen begrenzt. Die Fenster können zu den planparallelen mikrofluidischen Messkammer 2, 3 korrespondieren.

Die Messkammern 2, 3 umfassen eine erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 31 , eine Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung 33 und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 32. Diese werden im Folgenden anhand einer bevorzugten Ausführungsform näher beschrieben.

In dieser Ausführung beinhaltet die erste Messkammer 2 die Elektroden 4, 5, 6, 7a, b. Die Elektroden 4, 5, 6, 7a, b sind jeweils mit einem Analogschalterarray 55 verbunden. Mit Hilfe dieses Analogschalterarrays 55, gesteuert durch einen Prozessor 50, können die Elektroden 4, 5, 6, 7a, b funktionell zweifach benutzt werden, so dass sie entweder zu einer ersten voltammetrischen Drei-Elektrodenanordnung 31 mit einer Arbeitselektrode AE1 4, einer Gegenelektrode GE1 5 und einer Referenzelektrode RE1 6 oder zu einer Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung 33 mit zwei stromeinspeisenden Elektroden 5, 6 und zwei spannungsabgreifenden Elektroden 7a, b zusammengeschaltet werden können. Dadurch gelingt es, eine Zweifachnutzung der ersten Messkammer 2 zu realisieren und somit einen kompakten Messbereich mit Widerstandstemperaturmesser 11 auf dem Träger 1 und in der Nähe der Messkammern 2,3 zu realisieren.

Die Elektroden 4, 5, 6, 7a, b sind mit einer Reagenzschicht aus Redoxmediator, elektrolytbildenden Ionen und Detergenzien beschichtet. Dabei kann der Redoxmediatoranteil zwischen 10 und 20 pg des Reagenzauftrags ausmachen. Die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 4, 5, 6 in der ersten Messkammer 2 bestimmt die Interferenzkonzentration von elektrochemisch aktiven Substanzen in der Vollblutprobe. Die Vier-Elektrodenleitfähigkeitsmessanordnung 5, 6, 7a, b wird in der ersten Messkammer 2 verwendet, um über die ionische Leitfähigkeit einen Hämatokritwert der Vollblutprobe zu bestimmen.

Die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 32 in der zweiten Messkammer 3 umfasst ferner eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 32 mit einer Arbeitselektrode AE2 8, Gegenelektrode GE2 9 und Referenzelektrode RE2 10 und bestimmt die Analytkonzentration in der Vollblutprobe enzymatisch-volatmmetrisch. Die Elektroden können mit einem Reagenzsystem aus einer Oxidoreduktase und gegebenenfalls einem oder mehreren zusätzlichen katalytisch aktiven Proteinen, elektrolytbildenden Ionen und einem Redoxmediator beschichtet sein. Die Gesamtproteinmenge beträgt bevorzugt 50 pg bis 80 pg und der Elektronenmediatoranteil macht 40 pg bis 80 pg des Reagenzauftrags. Als Oxidoreduktase werden dabei bevorzugt Oxidasen, Peroxidasen oder cofaktorabhängige Dehydrogenasen verwendet. Zusätzliche katalytisch aktive Proteine, die ggf. verwendet werden, sind Hydrolasen, Proteasen und Esterasen. Als Redoxmediator dient bevorzugt ein redoxaktiver Metallkomplex, ein chinoider Redoxfarbstoff oder eine organometallische Verbindung.

Für die in unmittelbarer Nähe der Messkammern 2, 3, also direkt anschließend an die Messkammern 2, 3, aufgebrachte Mäanderleiterstruktur 11 , auch mäanderförmige Leiterbahn genannt, sind zwei Zuleitungen für eine Stromeinspeisung und zwei Zuleitungen für den Spannungsabgriff angeordnet, so dass eine Vier-Leiter- Widerstandsmessung realisiert wird. Die Mäanderleiterstruktur 11 und Zuleitungen 13 können dabei mit der Isolationslackschicht 14 bedeckt sein. Die Mäanderleiterstruktur 11 liegt vorzugsweise auch ausgespart von der Isolationslackschicht 14 vor. Der Mäanderwiderstand kann bei 25°C zwischen 100 Q und 2000 Q betragen.

Die Zuleitungsenden sowohl der Leitfähigkeits- und Widerstandsmesselektroden als auch die Zuleitungsenden der beiden voltammetrischen Drei-Elektrodenanordnungen sind am vom Probeaufnahmebereich 17 gegenüberliegenden Ende des Trägers 1 des Sensors 100 als elektrische Kontakte 13 ausgebildet. Wie in der Figur 2 schematisch dargestellt, erlauben diese eine Kontaktierung mit einem Messgerät bzw. mit einem Prozessor 50. Der Prozessor 50, bzw. das Messgerät, welches den Prozessor 50 umfasst, führt das erfindungsgemäße Verfahren aus, welches im Rahmen von Figur 3 näher beschrieben wird.

Die vorgespeicherten Kalibrationskurven können in einem Speicher/Datenspeicher 60 abgelegt sein, mit welchem der mindestens eine Prozessor 50 operativ verbunden ist. Beispielsweise stellt das Messgerät die erforderlichen Betriebsspannungen für die jeweiligen Messkanäle zur Verfügung, steuert die Messprozedur, verarbeitet die Messsignale, zeigt das Messergebnis an und speichert diese beispielsweise in dem Speicher 60. Ein solches Messgerät kann über voltammetrische Messkanäle, einen Widerstandsmesskanal sowie einen Messkanal zur Messung der ionischen Leitfähigkeit verfügen. Ferner kann das Messgerät über einen Analogschalterarray 55 zur funktionsentsprechenden Zuordnung der Elektroden verfügen. Die Polarisationsspannung für die enzymatisch a mpero metrische Lactatmessung beträgt beispielsweise 250 mV und die Polarisationsspannung für die amperometrische Messung der elektrochemisch aktiven Substanzen beträgt +300 mV jeweils gegen die interne Referenzelektrode RE1 und RE2 des Sensors 100. Die Stromeinspeisung für die Vier-Elektroden-Widerstandsmessung der Mäanderleiterstruktur 11 kann mit 100 pA betrieben werden und die ionische Leitfähigkeitsmessung zur Hämatokritbestimmung kann bei einer rechteck-, dreieck- oder sinusförmigen Wechselspannung (f = 1000 Hz) mit einer Amplitude von 500 mV erfolgen.

Das erfindungsgemäße Verfahren wird im Folgenden anhand von der Figur 3 beispielhaft beschrieben, welches von einem auf dem Träger 1 integrierten oder elektrisch kontaktierten Prozessor 50 ausgeführt werden kann.

Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Ablaufschemas. Die Bestimmung eines plasmabezogenen Analytwertes, beispielsweise für Lactat, Glucose etc., der um die Störeinflüsse Hämatokrit und elektrochemisch aktiver Substanzen in der Probe sowie um den Einfluss der Umgebungstemperatur korrigiert wird, erfolgt mit dem erfindungsgemäßen Sensor 100 und Verfahren wie in dem folgenden Ausführungsform näher beschrieben.

In einem ersten Schritt, hier nicht explizit gezeigt, erfolgt das Befüllen von den mindestens zwei Messkammern 2, 3, vgl. Fig. 1 , mit einer Vollblutprobe/Kapillarblutprobe über den Probeaufnahmebereich 17 des Sensors. Die zwei Messkammern 2, 3 sind auf dem Träger 1 des Sensors ausgebildet und umfassen wie bereits oben beschrieben eine erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 31 , eine Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsanordnung 33 und eine zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 32.

In einem Schritt erfolgt das Bestimmen einer Umgebungstemperatur S100 nach der Befüllung der Messkammern 2, 3 durch einen auf dem Träger aufgebrachten Temperaturmesswiderstand 11. Beispielsweise kann unmittelbar nach Befüllung der Messkammern 2, 3 und dem Überschreiten zeitlich definierter Stromschwellwerte der voltammetrischen Messkanäle die Temperaturbestimmung erfolgen. Dabei kann der Vier- Leiter-Widerstandsmesskanal eine erste temperaturabhängige Widerstandsmessung über 50 bis 1000 ms an der Mäanderleiterstruktur 11 vornehmen. Für die Stromerzeugung durch die Mäanderleiterstruktur 11 können durch den Messkanal 100 bis 500 pA Gleichstrom bereitgestellt werden. Der gemessene Spannungsabfall über der Mäanderleiterstruktur 11 bei vorgegebenen Strom dient zur Ermittlung des Widerstandes und kann zwischengespeichert werden, beispielsweise in Speicher 60 (vgl. Fig. 2). Aus dem Widerstand kann dann eine Umgebungstemperatur ermittelt werden.

Die Umgebungstemperatur kann über den linearen Zusammenhang zwischen der Temperatur (T) und ohmschen Widerstand (R) der Widerstandsmessung an der Mäanderleiterbahn 11 gemäß Gleichung (1 ) als Mittelwert zwischen Widerstandswerten, die am Anfang und am Ende der Messprozedur gemessen werden, bestimmt werden. Dadurch kann eine Temperaturabweichung durch einen Temperaturdrift während des Messprozesses gemindert werden.

T — kyemp Rvä "*■ väO (1 )

Hierbei sind kyemp - der Temperaturkoeffizient (Temperatursensitivität) der Mäanderleiterbahn

R - der gemessene Mäanderwiderstand

Rvao - der Mäanderwiderstand bei 0°C

Der Temperaturkoeffizient (k Te mp) wurde zuvor experimentell über eine zwischen 0 D C und 50°C aufgenommene Kalibrationskurve in Abhängigkeit vom Widerstandswert der Mäanderleiterbahn T = f (R ) ermittelt, und kann zwischen 0,3 bis 0,8 °C/Q betragen. Die Kalibrationskurve, wie auch alle weiteren vorgespeicherten Kalibrationskurven, können im Speicher 60 gespeichert sein.

In einem weiteren Schritt erfolgt das Bestimmen der ionischen Leitffähigkeit S110 der Vollblutprobe mit der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung 33.

Ferner erfolgt das Bestimmen des temperaturkorrigierten Hämatokritwerts S210 unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven, der gemessenen Umgebungstemperatur und der bestimmten ionischen Leitfähigkeit. Dabei werden jeweils vorgespeicherte Kalibrationskurven und die durch den auf dem Träger 1 aufgebrachten Temperaturmesswiderstand 11 bestimmte Umgebungstemperatur verwendet.

Es können beispielsweise in der ersten Messkammer 2 die Gegenelektrode GE1 5 und Referenzelektrode RE1 6 zur Stromeinspeisung und zwei spannungsabgreifende Elektroden 7 a, b zum Abgriff des Spannungsabfalls über einen Analogschalterarray 55 mit dem Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsmesskanal verbunden werden.

Der Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung 33 kann bevorzugt eine sinusförmige Wechselspannung mit einer Frequenz von 100 Hz bis 1000 Hz und einer Amplitude zwischen 100 mV und 1000 mV zur Verfügung gestellt werden. Der in Abhängigkeit von der ionischen Leitfähigkeit der ersten Messkammer resultierende Spannungsabfall wird ggf. um den Phasenwinkel korrigiert und der Widerstand der Mäanderleiterstruktur 11 ermittelt. Der Widerstandswert kann dabei beispielsweise innerhalb von 0,25 s bis 1 ,0 s nach Ende der temperaturabhängigen Widerstandsmessung gemessen und zwischengespeichert werden.

Eine (vorläufige) Bestimmung der Hämatokritkonzentration (Hct) erfolgt gemäß Schritt S210 wie folgt: Der in der ersten Messkammer bestimmte Widerstand bzw. die ionische Leitfähigkeit (G) ist im Wesentlichen abhängig vom Hämatokrit, der Temperatur und gegebenenfalls der Konzentration eines dissoziierten Analyten oder eines andern dissoziiert vorliegenden endogenen oder exogenen Stoffwechselproduktes der Probe. Der Zusammenhang zwischen dem gemessenen Widerstand (R = 1/G) und Hämatokrit (Hct) wird durch eine Parabelschar-Gleichung (2) beschrieben:

Rnct = fr (Hct) = ki * concHet 2 + k 2 * concHet + k 3 T E {1°C, 5°... 45°C}

(2)

Hierbei bedeuten:

Rnct- hämatokritabhängiger Widerstandsmesswert, ermittelt aus der ionischen Leitfähigkeitsmessung in der ersten Messkammer concHet - Hämatokritkonzentration k 3 - Widerstand des Plasmawertes (Hct-freie Blutprobe) ki und k 2 - Zellkonstanten f T (Hct) - temperaturabhängige Parabelschar

Eine dazu erforderliche Halbparabelschar f T (Hct) wird dabei unter Verwendung von Blutproben mit Hämatokritwerten zwischen beispielsweise 0% und 70% für Temperaturen zwischen bevorzugt 1°C und 45°C in beispielhaft mindestens 7 Stufen ermittelt. Die zuvor bestimmte Umgebungstemperatur dient dann der Zuordnung des hämatokritabhängigen Widerstandsmesswertes bzw. Hämatokritwertes in der Parabelschar.

Die Berechnung des temperaturkorrigierten Hämatokrit kann durch Umstellung von Gleichung (2) wie folgt durchgeführt werden: concHet

Für Widerstandswerte, die zwischen zwei isothermen Hct-Halbparabeln der Schar liegen, erfolgt anhand der gemessenen Temperatur eine lineare Interpolation des Hct-Wertes. Somit wird ein temperarturkorrigierter Hämatokritwert erzielt.

In einem weiteren Schritt des Verfahrens erfolgt das voltammetrische Bestimmen einer Interferenzkonzentration S120 von elektrochemisch aktiven Substanzen der Vollblutprobe durch die erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 31 . Dabei kann das Analogschalterarray 55, vgl. Fig. 2, die vier Elektroden 5, 6 7a, 7b, 8 vom Leitfähigkeitsmesskanal trennen und die Gegenelektrode GE1 5 und Referenzelektrode RE1 6 gemeinsam mit der Arbeitselektrode 8 als potentiostatische erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 31 in der ersten Messkammer 2 zusammengeschaltet werden. Dabei können die Elektroden entsprechend dem ersten voltammetrischen Messkanal zur amperometrischen Messung der elektrochemisch aktiven Substanzen verbunden werden, wobei die Arbeitselektrode mit einer Polarisationsspannung zwischen 100 mV und 500 mV beaufschlagt wird.

In einem weiteren Schritt erfolgt das enzymatisch-voltammetrische Bestimmen einer Analytkonzentration bzw. Analytladung S130 der Vollblutprobe durch die zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung 32. Parallel oder seriell dazu wird die zweite potentiostatische Dreielektrodenanordnung aus Arbeitselektrode AE2 8, Gegenelektrode GE2 9 und Referenzelektorde RE2 10, die in der zweiten Messkammer 3 angeordnet ist, durch Zuschaltung des zweiten voltammetrischen Messkanals zur enzymatisch- voltammetrischen Bestimmung der Analytkonzentration in Betrieb genommen. Die bereitgestellte Polarisationsspannung liegt bevorzugt zwischen 100 mV und 500 mV.

Die Auswertung kann dabei in folgender bevorzugten Weise erfolgen: Die gemessenen Signalströme zur Messung der Analytkonzentration und elektrochemisch aktiver Substanzen wird im Wesentlichen durch die Cotrell-Gleichung (4) beschrieben:

Hierin bedeuten:

I -Strom z - Zahl der übertragenen Elektronen F - Faraday-Konstante (96.485 As/mol) D - Diffusionskonstante

A - Elektrodenoberfläche der Arbeitselektrode t - Zeit c - Ausgangskonzentration des umgesetzten Stoffes

Die Messströme werden bevorzugt jeweils über zeitlich definierte Intervalle integriert und die resultierenden Ladungswerte sind proportional zur Analytkonzentration bzw. der Interferenzkonzentration (der Konzentration interferierender Substanzen) und darüber hinaus abhängig von der Temperatur und dem Hämatokrit.

Es erfolgt ferner das Bestimmen einer temperaturkorrigierten Analytkonzentration S230 und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration S220 unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven, der durch den auf dem Träger aufgebrachten Temperaturmesswiderstand bestimmten Umgebungstemperatur sowie jeweils ermittelten Analytladung und Interferenzladung. Dies wird im Folgenden Beispiel näher beschrieben.

Dazu dienen jeweils zuvor aufgenommene Kurvenscharen gemäß folgender Funktionsscharen und und die in Abhängigkeit von der Analyt- bzw. Interferenzstoffkonzentration der Blutproben beispielhaft für Temperaturen zwischen 1°C und 45°C in mindestens sieben Temperaturstufen bei einer mittleren Hämatokritkonzentration aufgenommen werden.

Hierbei bedeuten: - temperaturabhängige Analytladungswerte der Kurvenscharen - temperaturabhängige Interferenzladungswerte der Kurvenscharen

T - Umgebungstemperatur (Kurvenscharparameter) conc Anaiyt - Analytkonzentration conc mterf. - Interferenzstoffkonzentration kAi , kA2 - Analytsensitivität k A3 - Ladungswert bei c Anaiyt = 0 mM kn, ki2 — Interferenzstoffsensitivität ki 3 - Ladungswert bei Cmtf = 0 mM

Die Funktionsscharen (5) und (6) können dann jeweils nach der Konzentration umgestellt und die Konzentrationswerte unter Verwendung einer Reihe eng gestaffelter

Ladungswerte (n) gegen die Temperatur aufgetragen werden, so dass daraus eine Schar von n Kurven resultiert, deren Funktionsscharen jeweils durch eine allgemeine quadratische Gleichung beschrieben werden (7), (8): cone Analyt-Tcorr = f QTA (T) = kAT1 T 2 +kAT2 T + kAT3 QTA E {0, 5 C, 10 pC ... 60 pC} (7)

COnC Interf-Tcorr fQTI (T) — k|T1 T 2 +kiT2 T + kiT3 QTI G {0, 0,3 pC, 0,6 pC ... 6,0 pC} (8)

Hierbei bedeuten: conc mterf-Tcorr- temperaturkorrigierter Analytwert conc mterf-Tcorr- temperaturkorrigierter Interferenzstoffwert

QTA - temperaturabhängige Analytladungswerte (Kurvenscharparameter)

QTI - temperaturabhängige Interferenzladungswerte (Kurvenscharparameter)

T - Umgebungstemperatur kATi, k A T2 - Temperatursensitvität der Analytmessung kAT3 - Analytkonzentrationswert bei T = 0°C kiTi , kiT2 - Temperatursensitvität der Interferenzmessung kiT3 - Interferenzkonzentrationswert bei T = 0°C

Der Schnittpunkt von gemessenem Ladungswert und Temperatur, der entweder auf einer der Kalibrationskurven der Kurvenschar oder zwischen zwei benachbarten Kurven liegt, dient zur Ermittlung derjenigen Kurve, die diesem Schnittpunkt am nächsten liegt.

Liegt der gemessene Ladungswert für eine Konzentration nicht auf einer Konzentrations- Isolinie, sondern zwischen zwei Konzentrationslinien, erfolgt eine lineare Interpolation.

Die Funktionsgleichung dieser Kurve wird verwendet, um die entsprechende Konzentration für den Analyten und die Interferenzstoffe für die Normtemperatur von bevorzugt 25°C zu ermitteln.

In einer bevorzugten Ausführungsform kann das Korrigieren des temperaturkorrigierten Hämatokritwerts zu einem analyt- und temperaturkorrigierten Hämatokritwerts (S240) unter Verwendung vorgespeicherter Kalibrationskurven und der bestimmten temperaturkorrigierten Analytkonzentration, und/oder unter Verwendung von vorgespeicherten Kalibrationskurven und der bestimmten temperatur-korrigierten Interferenzkonzentration erfolgen.

Dies wird anhand eines Beispiels im Folgenden näher beschrieben. Die temperaturkorrigierten Rohwerte der Analyt- und Interferenzkonzentration werden für eine Korrektur des Hämatokritwertes nach Gig. (9) verwendet, um die Änderung der Leitfähigkeit bzw. des Widerstandswertes, aufgrund der Anwesenheit eines in dissoziierter Form vorliegenden Analyten oder eines elektrochemisch aktiven interferierenden Stoffes in der Probe, die zu einer fehlerhaften Hämatokritbestimmung führen kann, zu kompensieren.

Grundlage dafür bildet eine Regressionsgerade nach Gleichung (7), die zuvor in Abhängigkeit der Leitfähigkeit bzw. des Widerstands von einer dissoziierten Stoffkonzentration in Form des Analyten oder eines endogenen oder exogenen Stoffwechselproduktes aufgenommen wurden:

RHC125°C ( 1 /GHC f (Cdis) - adis c dis bdis (9)

Hierbei bedeuten:

RHCI 25°C - hämatokritabhängiger Widerstandsmesswert, ermittelt aus der ionischen Leitfähigkeit Gnct in der ersten Messzelle bei 25°C

Cdis- Konzentration einer dissoziiert vorliegenden Stoffkonzentration

-adis - negativer Anstieg des Widerstandes Rnct bdis - Widerstand Rnct bei Abwesenheit einer dissoziiert vorliegenden Stoffkonzentration

Diejenige bekannte Stoffkonzentration, die in der Blutprobe zu erwarten ist und den größten negativen Anstieg mit sich bringt, dient der Korrektur des Widerstandswertes zur Ermittlung des Hct gemäß Gleichung (10):

Rldct-corr = Bdis * COHCRW + RHct 25°C ( )

Hierbei bedeuten:

COHCRW - Rohwert der Konzentration einer dissoziiert vorliegenden Stoffkonzentration adis - Anstieg des Widerstandes Rnct25°c bei 25°C in Abhängigkeit von der Konzentration der dissoziiert vorliegenden Stoffkonzentration Rnct-corr- hämatokritabhängiger Widerstandsmesswert, korrigiert um die Verminderung des Widerstandswertes durch die Anwesenheit einer dissoziiert vorliegende Stoffkonzentration bei 25°C.

In einem weiteren Schritten erfolgt nun das Korrigieren der temperaturkorrigierten Analytkonzentration und der temperaturkorrigierten Interferenzkonzentration auf eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Analytkonzentration (S330) und eine plasmabezogene hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration (S320) unter Verwendung von jeweils vorgespeicherten Kalibrationskurven und dem zuvor bestimmten temperaturkorrigierten Hämatokritwert oder dem analyt- und te m pe ratu rko rri g i erte n H ä m ato kri twert .

Im Folgenden wird der ermittelte Hämatokritwert, der seinerseits in Bezug auf Temperatur und optional auf die Anwesenheit ionisch leitfähiger Substanzen korrigiert ist, zur Korrektur des Analytkonzentrationswertes und des Konzentrationswertes elektrochemisch aktiver Substanzen (Interferenzstoffkonzentration) verwendet. In anderen Ausführungsformen wird lediglich der temperatur-korrigierte Hämatokritwert verwendet, wenn beispielsweise kein wesentlicher Zusatzbeitrag durch ionisch leitfähige Substanzen zu erwarten ist. Hierzu dient jeweils eine zuvor aufgenommene Geradenschar nach Gleichungen (11) und (12), die in Abhängigkeit vom Hämatokrit beispielsweise für einen Bereich von 0 % bis 70% bzw. dem entsprechenden Hct-abhängigen Widerstandswert in mindestens 7 Stufen bei einer Temperatur von 25 °C gegen ein Referenzsystem aufgenommen werden:

Q Hct Analyt fldct (COHC Analyt) SA COHC Analyt Temp corr + bA Hct e {0%, 20%...70% (11) und

Q Hct Interf fhct (COHC Interf) aint COHC Interf Temp corr + blnt Hct e {0%,

20%...70%} (12)

Hierbei bedeuten:

Hct - Hämatokritwert (Geradenscharparameter der temperaturkorrigierten Analytkonzentrationskurven und Interferenzstoffkonzentrationskurven)

Qnct-Anaiyt - hämatokritabhängige Ladungswerte der temperaturkorrigierten Analytkonzentrationswerte

Q Hct-mterf - hämatokritabhängige Ladungswerte der temperaturkorrigierten Analytkonzentrationswerte der Interferenzstoffkonzentrationswerte cone Anaiyt Temp corr - temperaturkorrigierte Analytkonzentrationswerte cone interf Temp com temperaturkorrigierte Interferenzkonzentrationswerte a Anstieg (Analytsensitvität) b - Konstante, Ladungswert bei c Anaiyt = 0 mM a mt- Anstieg (Interferenzstoffsensitivität) b int - Konstante, Ladungswert bei c Interfer = 0 mM

Auf Grundlage der Funktionsgleichungen (11 ), (12) können aus den gemessenen Ladungswerten Qnct-Anaiyt und QHct-mterf die jeweiligen Konzentrationswerte ermittelt und unter Verwendung einer Reihe eng gestaffelter Ladungswerte (n) gegen die Hämatokritkonzentration aufgetragen werden, so dass daraus eine Schar von n Kurven resultiert, die jeweils durch eine allgemeine quadratische Gleichung beschrieben werden (13), (14): pC, 10 pC....6O pC} (13)

COnC|nterf-T+Hct corr fQTHct-l (Hct) - k-THct 11 Hct 2 +k THct I2 Hct + k THct I3 QTHct- I 6 (OpC,

0,3 pC, 0,6 pC....6,0 pC} (14)

Hierbei bedeuten: conc Anaiyt-T+Hctcorr- temperatur- und hämatokritkorrigierter Analytwert conc interf-T+Hct com - temperatur- und hämatokritkorrigierter Interferenzstoff wert

Q THct-A - Teperaturkompensierte hämatokritabhänige Analytladung (Kurvenscharparameter)

Q THct-l - Teperaturkompensierte hämatokritabhänige Interferenztladung der (Kurvenscharparameter)

Hct - temperaturkorrigierter Hämatokritwert k T Hcti Ai , k T Hct A2 - temperaturkompensierteHämatokritsensitvität der Analytmessung k THcti n , k THct i2 - temperaturkompensierte Hämatokritsensitvität der Interferenzmessung k THct A3, k THct i3 - Konzentrationswerte bei Hct = 0 % (Plasmawert)

Der Schnittpunkt von gemessenem Ladungswert und Hämatokrit, der entweder auf einer der Kurven der Kurvenschar oder zwischen zwei benachbarten Kurven liegt, dient zur Ermittlung derjenigen Kurve, die diesem Schnittpunkt am nächsten liegt.

Liegt der gemessene Ladungswert für eine Konzentration nicht auf einer Ladungs-Isolinie, sondern zwischen zwei Ladungslinien erfolgt eine lineare Interpolation.

Die Funktionsgleichung dieser Kurve wird verwendet, um die entsprechende Konzentration für den Analyten und die Interferenzstoffe für eine Hämatokritkonzentration von 0% (Plasmawert) zu berechnen.

In einem weiteren Schritt des Verfahrens erfolgt das Bestimmen der Analytkonzentration (S430), indem von der hämatokrit- und temperaturkorrigierten Analytkonzentration die hämatokrit- und temperaturkorrigierte Interferenzkonzentration subtrahiert wird.

Dies wird im Folgenden näher beschrieben. In diesem Auswertungsschritt kann die Korrektur des Einflusses elektrochemisch aktiver Substanzen auf die Bestimmung des Analytkonzentrationswertes durch eine Subtraktion und unter Berücksichtigung eines Sensitivitätsfaktors gemäß Gleichung (15) durchgeführt werden:

COnC Analyt_T+Hct+lnt -corr COHC Analyt_T+Hct-corr C int_T+Hct corr * K S (15)

Hierbei sind: conc Anaiyt_T+Hct+int -corr plasmabezogene Analytkonzentration, korrigiert um den Einfluss der Umgebungstemperatur, des Hämatokrit und elektrochemisch aktiver Substanzen conc Anaiyt_T+Hct-corr Plasmabezogene Analytkonzentration, korrigiert um Einfluss der Umgebungstemperatur und des Hämatokrit

C int_T+Hct corr Plasmabezogene summarische Konzentration elektrochemisch aktiver Substanzen, korrigiert um den Einfluss der Umgebungstemperatur und des Hämatokrit

K s Sensitivitätsfaktor (Quotient aus Sensitivität des amperometrischen Analytmesssystems und des amperometrischen Interferenzmesssystems gegen elektrochemisch aktive Substanzen) In speziellen Ausführungen kann auch K s =1 gesetzt werden, wenn von einer ähnlichen Reagenzzusammensetzung in beiden Messkammern ausgegangen wird.

Der erfindungsgemäße Sensor und Verfahren ermöglicht auf diese Weise eine Korrektur der sich gegenseitig beeinflussenden Parameter und damit auch ein genaueres Vorgehen bei der Korrektur des Analytwertes. Grundlage ist hierbei zudem die sehr genau bestimmte Umgebungstemperatur direkt auf dem Träger und in der Nähe der Messkammern.

Ausführunqsbeispiel

In den folgenden Figuren 4 bis 10 wird das oben beschriebene Verfahren und der das Verfahren ausführende Sensor anhand eines konkreten Beispiels mit Lactat als dem zu bestimmenden Analyt in Vollblut demonstriert, wobei für ergänzende Schritte auf die oben zu Figur 3 beschriebenen Verfahrensweise verwiesen wird. Das konkrete Ausfühungsbeispiel ergänzt ferner obige Angaben.

Zur Bestimmung von Lactat können die Elektroden 4, 5, 6 der ersten Messkammer 2 innerhalb des ersten Messfensters bevorzugt mit einer Reagenzschicht aus Redoxmediator (20 pg/mL), Natriumchlorid (2 mM), Tergitol (0,3% VA/) und CMC (0,5% W/V) beschichtet sein. Diese ermöglicht sowohl eine quantitative summarische Messung elektrochemisch aktiver Substanzen (Interferenzstoffe) in der Probe mittels der ersten voltammetrischen Drei-Elektrodenanordnung 31 als auch die hämatokritabhängige ionische Leitfähigkeitsmessung mittels der Vier-Elektrodenleitfähigkeitsanordnung 33.

Die Elektroden 8, 9, 10 innerhalb der zweiten Messkammer 3 werden für Lactat bevorzugt mit einer Reagenzlösung aus einer Lactatoxidase (2 pg/mL), Natriumchlorid (50 mM), CMC (0,5% W/V), Tergitol (0,3% V/V) und Ferricyanid (100 pg/mL) als Redoxmediator beschichtet. Das Gesamtvolumen des Reagenzauftrages beträgt bevorzugt 200 nL. Der Mäanderwiderstand der Temperaturmesswiderstands 11 beträgt rein beispielhaft bei 25°C 560 Ohm und weist eine Temperaturabhängigkeit von 0,6 Q/°C; vgl. Fig. 4.

Die Zuleitungsenden sowohl der Leitfähigkeits- und auch der Widerstandsmesselektroden als auch die Zuleitungsenden der beiden voltammetrischen Drei-Elektrodenanordnung sind an einem dem Probeaufnahmebereich 17 gegenüberliegenden Ende des Trägers 1 als Kontaktflächen 13 ausgebildet. Diese Kontaktflächen 13 ermöglichen eine Kontaktierung mit einem Prozessor 50, vgl. Fig. 2. Der Prozessor 50 kann dabei Teil eines angeschlossenen Messgeräts sein, wie im Zusammenhang mit den Figuren 1 und 2 beschrieben.

Unmittelbar nach Befüllung der Messkammern mit einer Kapillarblutprobe und dem Überschreiten zeitlich definierter Stromschwellwerte der voltammetrischen Messkanäle erfolgt an der Vier-Leiter-Anordnung der Mäanderleiterstruktur 11 eine erste temperaturabhängige Widerstandsmessung, bevorzugt über 500 ms. In der Mäanderleiterstruktur 11 werden über den Messkanal 100pA Gleichstrom als Anregungssignal eingespeist. Der dabei gemessene Widerstandswert, in diesem konkreten Fall von 549,1 O, wird zwischengespeichert. In anderen Ausführungsformen kann dieser Widerstandswert direkt verwendet werden. Dieser Schritt entspricht dem Schritt S100 in Fig. 3.

Nach der Widerstandsmessung werden die zur Stromeinspeisung vorgesehene Gegenelektrode GE 5 und Referenzelektrode RE1 6 sowie die beiden spannungsabgreifenden Elektroden 7a, b der ersten Messkammer 2 über Analogschalter des geräteinternen Analogschalterarrays 55, vgl. Fig. 2, mit dem Vier-Elektroden- Leitfähigkeitsmesskanal des Messgeräts verbunden. Die Arbeitselektrode AE1 4 wird abgeschaltet. Der Leitfähigkeitsmesskanal kann beispielsweise eine rechteckförmige Wechselspannung mit einer Frequenz von 1000 Hz und einer Amplitude von 100 mV zur Verfügung. Der über einen Zeitabschnitt von einer Sekunde gemessene und gemittelte Widerstandswert beträgt 40 kO und wird zwischengespeichert. Dadurch wird die ionische Leitfähigkeit bestimmt, vgl. S110.

Danach werden über die Analogschalter des Messgerätes die spannungsabgreifenden Elektroden vom Leitfähigkeitsmesskanal getrennt und die zur Stromeinspeisung genutzte Gegenelektrode GE1 5 und Referenzelektrode RE1 6 gemeinsam mit der Arbeitselektrode AE1 4 als potentiostatische Dreielektrodenanordnung in der ersten Messkammer 2 zusammengeschaltet und mit dem ersten voltammetrischen Messkanal zur amperometrischen Messung der elektrochemisch aktiven Substanzen verbunden, wobei die Arbeitselektrode AE1 4 mit einer Polarisationsspannung von 300 mV beaufschlagt wird. Parallel dazu wird die zweite potentiostatische Dreielektrodenanordnung aus Arbeitselektrode AE2 8, GE 2 9 und RE2 10 zur enzymatisch amperometrischen Bestimmung der Analytkonzentration in der zweiten Messkammer durch Zuschaltung des zweiten voltammetrischen Messkanals, der die Arbeitselektrode AE2 8 mit einer Polarisationsspannung von 200 mV beauflagt, in Betrieb genommen.

In diesem Beispiel werden beispielsweise drei Sekunden nach dem Zuschalten der Polarisationsspannungen über eine Zeitdauer von fünf Sekunden die Signalströme beider Messkanäle gemessen, integriert und die Ladungsrohwerte Q CO nc = 12,8 pC und Qmtf 1 ,2 pC zwischengespeichert. Diese Ladungen enthalten Information über die Analytkonzentration und die Interferenzstoffkonzentration. Dieser Schritt entspricht dem Schritt S130 und S 120. Dann werden die Elektroden über das Analogschalterarray in beiden Messkammern von den Messkanälen getrennt.

Abschließend erfolgt eine zweite Widerstandsmessung an der Mäanderleiterbahn über weitere 500 ms, wobei ein Widerstandswert von 548,4 Q erhalten wurde. Die Widerstandswerte die zu Beginn und am Ende mit 549,1 Q und 548,4 Q gemessen wurden, werden gemittelt, bevorzugt arithmetisch. Der gemittelte Widerstandswert von 548,76 O entspricht nach Gig. (1 ) gemäß der Kalibrationskurve in Fig. 4 einer Temperatur von 15,2 °C. Dieser Temperaturwert wird zwischengespeichert und für die weiteren Auswertungsschritte verwendet.

Die Abhängigkeit zwischen ionischer Leitfähigkeit bzw. Widerstand und Hämatokrit ist beispielhaft für drei unterschiedliche Temperaturen durch die Kalibrationskurven in Fig. 5 dargestellt. Der in Abhängigkeit von der ionischen Leitfähigkeit der ersten Messkammer 2 und über einen beispielhaften Zeitraum von einer Sekunde gemittelte Widerstandswert von 40 kO wird über Gleichung 3 ermittelt und entspricht bei 15°C einem Hämatokrit von 45 %, vgl. die Schritt S210 in Fig. 3. Die Korrelationskurve bzw. Kalibrationskurve zwischen Widerstandswert/ionischer Leitfähigkeit und Hämatokrit bei 15°C, die aus den empirisch aufgenommenen und vorgespeicherten Werten für 15°C in Fig. 5 resultiert, verläuft entsprechend Gleichung (16)

Y = 21 ,11 + 0,124 x + 0,0065 x 2 (16)

In einem anschließenden Schritt sind die Signalströme zur Messung der Analytkonzentration und elektrochemisch aktiven Substanzen betreffs des Temperatureinflusses zu korrigieren, vgl. die Schritte S220 und S230 in Fig. 3. Für den nach der Integration als Ladung zwischengespeicherten Ladungswert von 12,8 pC für Lactat wird unter Verwendung der Kurvenschar in Figur 7, die aus der Schar der Kalibrationskurven aus Figur 6 generiert wurde, der Schnittpunkt mit der Nenntemperatur von 25°C ermittelt, der zwischen den Ladungswertkurven 10 pC und 15 pC liegt und bei graphischer Bestimmung einem Lactatwert von ca. 6,5 mM entspricht. Die beiden zum ermittelten Ladungswert von 12,8 pC benachbarten Kurven jeweils gleicher Ladung von 10 pC und 15 pC verlaufen entsprechend der Gleichungen (17) und (18):

QIO M C: y = 7, 52768 - 0,10833 x+0, 00035 x 2 (17) QI5 M C: y = 13,10747 - 0,27714 x+0, 00237 x 2 (18)

Bei einer Nenntemperatur von 25°C werden nach Gleichungen (17), (18) für QIO C = 5,04 mM und für QI 5 C: 7,69 mM erhalten. Nach linearer Iteration entspricht der Ladungswert von 12,8 pC bei einer Nenntemperatur von 25°C einer Lactatkonzentration von 6,52 mM. In analoger Weise und wie im Zusammenhang mit Figur 3 näher beschrieben wird für den auf 25°C korrigierten Konzentrationswert für elektrochemisch aktive Substanzen 0,6 mM bestimmt.

Die temperaturkorrigierten Konzentrationsrohwerte dienen nun unter Verwendung der zuvor aufgenommenen und vorgespeicherten Kalibrationskurven, wie in Fig. 8 und Fig. 9 dargestellt, und gemäß Gleichungen (11 ) bis (14) zur Korrektur der Hämatokritabhängigkeit des Lactatkonzentrationswertes, vgl. S330 in Fig. 3.

Für den nach der zwischengespeicherten temperaturkorrigierten Konzentrationswert von 6,52 mM Lactat wird unter Verwendung der vorgespeicherten Kurvenschar in Fig. 9, die aus der Schar der Kalibrationskurven (Ladungswerte vs. Lactatkonzentration) in Abhängigkeit vom Hämatokrit (Fig. 8) generiert wurde, der Schnittpunkt mit dem zuvor bestimmten Hämatokritwert von 45% ermittelt. Dieser liegt in dem vorliegenden Beispiel zwischen den Kurven gleicher Ladung von 10 pC und 15 pC. Die beiden Kurven Qi 0 und Qis aus Fig. 9 werden durch die Gleichungen (19) und (20) beschrieben:

Q C: Y = 4,0649 - 0,02965x + 0,00106 x 2 (19)

Qi5 M c: Y = 6,07069 - 0,04224x + 0,00164 x 2 (20)

Wird für den Hämatokrit x = 0% eingesetzt, um den plasmabezogenen Wert zu erhalten, so erhält man die Lactatplasmawerte 4,06 mM und 6,07 mM. Unter Verwendung der Lactatwerte für 45% wird eine lineare Iteration durchgeführt, so dass als hämatokrit-und temperaturkorrigierter Plasma-Lactatwert 5,4 mM in diesem Beispiel erhalten wurde.

In analoger Weise wurde für den auf 25 D C korrigierten Interferenzkonzentrationswert von elektrochemisch aktiven Substanzen verfahren und nach der Hämatokritkorrektur eine Konzentration von 0,4 mM für die hämatokrit-temperatur-korrigierte Interferenzkonzentration erhalten. Diese Schritte entsprechen den oben beschriebenen Schritten S330 und S320 in Fig. 3.

In einem weiteren Schritt erfolgt die Korrektur des Einflusses der elektrochemisch aktiven Substanzen auf die Bestimmung des Analytkonzentrationswertes durch eine Subtraktion gemäß Schritt S430 in Fig. 3. Dabei kann zusätzlich ein Gewichtungsfaktor/Sensitivitätsfaktor Ks gemäß Gleichung (15) berücksichtigt werden, welcher ein Quotient aus Sensitivität des amperometrischen Analytmesssystems und des amperometrischen Interferenzmesssystems gegen elektrochemisch aktive Substanzen ist. Ks wird aus dem Quotienten der der Steigung der Geradengleichung für MK2 und der Steigung der Geradengleichung für MK1 aus Fig. 10 berechnet und spiegelt jeweils den Einfluss elektrochemisch aktiver Substanzen auf die Ladungswerte von Messkammer 1 bzw. 2 wider. Ursache der unterschiedlichen Sensitivität beider Messkammern gegen elektrochemisch aktive Substanzen ist in der unterschiedlichen Reagenzzusammensetzung begründet. Da in der Regel das Reagenzgemisch zur Lactatmessung in der zweiten Messkammer 3 eine höhere lonenkonzentration und Proteine aufweist als das Reagenzsystem zur Erfassung elektrochemisch aktiver Stoffe in der ersten Messkammer, werden aufgrund geringerer Diffusionshindernisse elektrochemisch aktive Substanzen in der ersten Messkammer mit einer höheren Sensitivität detektiert. Im vorliegenden Fall wurde unter Verwendung der Kalibrationskurven in Fig. 10 der Sensitivitätsfaktor mit K s =0,74 bestimmt, so dass in diesem Beispiel der um den Einfluss elektrochemisch aktiver interferierender Stoffe korrigierte plasmabezogene Lactatwert 5,1 mM beträgt.

Das beschriebene Verfahren ist insbesondere bei Einmalgebrauchs-Sensoren geeignet, die klinisch relevante, schnell und genau plasmabezogene Konzentrationswerte liefern sollen. Durch die Verwendung eines auf dem Träger aufgebrachten, also integrierten, Temperaturmesswiderstands kann hochgenau die aktuelle Umgebungstemperatur störunanfällig vermessen werden im Vergleich zum Stand der Technik, vgl. dazu die oberen Ausführungen. Diese genau vermessene Umgebungstemperatur wird dann stufenweise verwendet, um wiederum Störungen durch Hämatokrit und elektrochemisch aktive Substanzen systematisch zu korrigieren. Dadurch können in systematischer weise Störeinflüsse eliminiert werden, so dass eine adäquate Korrektur dieser Störeinflüsse erfolgen kann. Dadurch dass die Analytkonzentrationsmessung plasmabezogen erfolgt, ist der Sensor besonders für den Notfallbereich oder bei schnell erforderlichen Analytbestimmungen einsetzbar, in welcher mit Vollblut gearbeitet werden muss. Bezugszeichenliste

100 Sensor

1 Träger

2 erste Messkammer

3 zweite Messkammer

4 Arbeitselektrode AE1

5 Gegenelektrode

6 Referenzelektrode

7a, 7b Spannungsabgreifende Elektroden

8 Arbeitselektrode

9 Gegenelektrode

10 Referenzelektrode

11 Temperaturmesswiderstand/Mäanderleiterstruktur

12 Zuleitungen

13 elektrische Kontakte

14 Isolationslack

17 Probeaufnahmebereich

18a, b Lüftungsleitung

D Trägerabschnitt

L Gesamtlänge

31 erste voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung

32 zweite voltammetrische Drei-Elektrodenanordnung

33 Vier-Elektroden-Leitfähigkeitsanordnung

50 Prozessoreinheit

55 Analogschaltarray

60 Speicher/Datenspeicher