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Patent Searching and Data


Title:
METHOD AND TWO-POINT BENDING MACHINE FOR MEASURING A MATERIAL PROPERTY
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/2008/125281
Kind Code:
A1
Abstract:
For a quick measurement of the bending stiffness and bending strength of elongated material samples (9), the invention provides a simple and portable bending machine (10) having two chucks (2, 3). For this purpose the material sample (9) is received in a form that is substantially bent by 180°. An actuator (1) changes the distance B between the two chucks (2, 3) and thus the stress on the sample (9). Due to the fact that the sample (9) is clamped only at two points, large deformations can be realized in a controlled manner without indefinable friction effects hampering the interpretation.

Inventors:
PAPES ONDREJ (CH)
Application Number:
PCT/EP2008/002862
Publication Date:
October 23, 2008
Filing Date:
April 11, 2008
Export Citation:
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Assignee:
ETH ZUERICH (CH)
PAPES ONDREJ (CH)
International Classes:
G01N3/20; G01N3/04
Domestic Patent References:
WO2003098193A12003-11-27
Foreign References:
JPS6345530A1988-02-26
DE202005020893U12006-10-19
DE19645334A11998-05-07
Attorney, Agent or Firm:
KLEY, Hansjörg (Postfach 22 16 34, München, DE)
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Claims:

Patentansprüche

1. Verfahren zur Messung einer Materialeigenschaft von einer länglichen elastischen Materialprobe (9) mit einer Biege- maschine (10), wobei die Biegemaschine (10) zwei in einem Abstand B zueinander angeordnete Spannfutter (2, 3) aufweist; dadurch gekennzeichnet, dass

- die Spannfutter (2, 3) ausgebildet sind um die Materialprobe (9) in einer U-Form selbsthaltend zwischen den Spann- futtern (2, 3) aufzunehmen;

- ein Spannfutter (3) mit einem Kraftsensor (4) gekoppelt ist, um vom Kraftsensor (4) entstammende Signale als eine Kraft F auszuwerten und dass die Materialeigenschaft aus der ausgewerteten Kraft F be- stimmt wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Spannfutter (2) mit einem Aktuator (1) verbunden ist, um durch eine Bewegung des Aktuators (1) den Abstand B zwischen den Spannfuttern (2, 3) zu verändern und ein Spannfutter (2, 3) eine konkave Form aufweist, damit die selbsthaltende Aufnehmung der Materialprobe (9) unterstützt wird.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Computer mit der Biegemaschine (10) verbunden ist, um den Aktuator (1) anzusteuern um den Abstand B der beiden Spannfutter (2, 3) zu steuern und vom Kraftsensor (4) entstammende Signale vom Computer als eine Kraft F ausgewertet werden.

4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Materialeigenschaft die Biegesteif igkeit E I z der Materialprobe (9) aus dem von der Materialprobe (9) wahrgenommenen Ab- stand B 1 und der ausgewerteten Kraft F bestimmt wird gemäss der Formel

F= 2 E I z

Oi 2 B' 2 ' wobei α eine mathematische Konstante ist.

5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Materialeigenschaft die Fliessgrenze oder die Viskosität aus dem von der Materialprobe (9) wahrgenommenen Abstand B' und der ausgewerteten Kraft F bestimmt wird.

6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass

Schrauben (5, 6) vorgesehen sind, um die Spannfutter (2, 3) und/oder die Biegemaschine (10) auszurichten und damit die Lage der Materialprobe (9) einzurichten.

7. Biegemaschine (10) zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6 zur Bestimmung einer Materialeigenschaft einer länglichen elastischen Materialprobe (9), wobei die Biegemaschine (10) zwei in einem Abstand B zueinander angeordnete Spannfutter (2, 3) aufweist; dadurch gekennzeichnet, dass - die Spannfutter (2, 3) so ausgebildet sind, dass die

Materialprobe (9) selbsthaltend zwischen den Spannfuttern (2, 3) U-förmig aufgenehmbar ist, - ein Spannfutter (3) mit einem Kraftsensor (4) gekoppelt ist und dass der Kraftsensor (4) mit einem Mittel verbunden ist, um vom Kraftsensor (4) entstammende Signale als eine Kraft F auszuwerten und die Materialeigenschaft länglichen elastischen Materialprobe (9) aus der ausgewerteten Kraft F bestimmbar ist .

8. Biegemaschine (10) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein Spannfutter (2) mit einem Aktuator (1) verbunden ist, um durch eine Bewegung des Aktuators (1) den Abstand B zwischen den Spannfuttern (2, 3) zu verändern und ein Spannfutter (2, 3) eine konkave Form aufweist, damit die selbsthaltende Aufnehmung der Materialprobe (9) unterstützt wird.

9. Biegemaschine (10) nach Anspruch 7 oder 8 dadurch gekennzeichnet, dass ein Computer mit der Biegemaschine (10) verbunden ist, um den Aktuator (1) anzusteuern und den Abstand B der beiden Spann- futter (2, 3) zu steuern und vom Kraftsensor (4) entstammende Signale als eine Kraft F auszuwerten.

10. Biegemaschine (10) nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass Schrauben (5, 6) vorgesehen sind, um die Spannfutter (2, 3) und/oder die Biegemaschine (10) auszurichten.

Description:

VERFAHREN UND ZWEIPUNKTBIEGEMASCHINE ZUR MESSUNG EINER MATERIALEIGENSCHAFT

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Messung einer Materialeigenschaft mit einer Biegemaschine nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie eine Zweipunkt-Biegemaschine zur Durchführung des Verfahrens nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 7.

Vorliegend geht es um längliche Materialproben, die mittleren und grossen Dehnungen ausgesetzt werden sollen um eine ggf. beschädigungsfreie und schnelle Messung der Biegesteifigkeit und Biegefestigkeit vornehmen zu können. Beispiele solcher Materialproben sind (nicht abschliessende Aufzählung) : - Monokristalle aus Si oder Ge, CoNi-Legierungen, Stahl- und Kupferbänder, Glasfasern, Kohlefasern.

Diese Materialproben haben meistens eine bandartige Form. Dabei ist das Verhältnis Länge zu Breite sehr hoch, so in der Grössenordnung von rund 50:1.

Aus dem allgemeinen Stand der Technik werden anhand der Figuren Ia bis Id die bekannten Verfahren zur Bestimmung von Materialeigenschaften wie Steifigkeit, Fliess- und Bruchgrenze, Relaxation oder Verfestigung nachstehend erläutert.

i) Zugversuch

Dabei wird eine Materialprobe zwischen zwei Spannfuttern eingeklemmt, in axialer Richtung gezogen und die Zugkraft gemessen. Die mechanischen Eigenschaften werden aus der Kraft-Verschiebungskurve extrahiert. Ein Nachteil der Methode besteht in der Notwendigkeit des Festhaltens der Probe, was z.B. über eine

Klemmverbindung oder aber mittels Formschluss erfolgt. Die Materialprobe wird im ersteren Fall durch das Klemmen zusätzlich

beansprucht, im zweiten Fall muss die Probengeometrie mit einer Schnittstelle zur Maschine ausgerüstet werden. Die Beurteilung der Bruchgrenze bei spröden Werkstoffen wird dadurch erschwert, dass die grösste Beanspruchung im Bereich einer Probenein- schnürung erfolgt, was mit inhomogenen Spannungsfeldern verknüpft ist, vgl. Fig. Ia.

ii) Torsionsversuch

Ein Torsionsversuch ist vergleichbar mit einem Zugversuch, nur wird die Probe tordiert statt gezogen, dies ist in der Fig. Ib mit der Torsion T dargestellt.

iii) 3-Punkt Biegeversuch

Die Materialprobe wird auf zwei Lagern aufgelegt und mit einem Stempel gestossen, worauf sie sich durchbiegt. Durchbiegung und Kraft werden gemessen und dienen der Bestimmung der mechanischen Eigenschaften des Materials. Ein Nachteil der Methode kann darin bestehen, dass sich der Kontaktpunkt Stempel-Probe nahe des Ortes grösster Zugbeanspruchung befindet und daher die gemessene Bruchspannung von diesem Kontakt beeinflusst wird.

Die Interpretation der Messdaten bei grossen Deformationen wird durch die Reibung zwischen Probe und Auflagern erschwert, vgl. Fig. Id.

iv) 4-Punkt Biegeversuch

Wie 3-Punkt Biegeversuch mit dem Unterschied, dass der Stempel nun zwei Kontaktpunkte mit der Probe aufweist. Die Beanspruchung im mittleren Bereich ist ein konstantes Biegemoment und die Bestimmung der Bruchfestigkeit kann ohne Einfluss der Krafteinleitungsstellen erfolgen. Dafür ist aufgrund statischer überbestimmtheit die Aufteilung der Kräfte auf die Kontaktpunkte Unsicherheiten unterworfen, vgl. Fig. Ic.

In DE 102 40 016 Al [1] ist ein Keil-Spannzeug zum kraft- schlüssigen Einspannen von Proben offenbart, bei dem zwischen der Führungsflächen der Spannkeile jeweils mindestens ein Hilfskeil derart angeordnet ist, dass die Spannkeile mit den

daran befestigten Spannbacken und die Hilfskeile gemeinsam im Keil-Spannkopf verschiebbar sind. Ein solches Keil-Spannzeug eignet sich nur sehr bedingt zum Einspannen von schlanken, elastischen Materialproben, die mittleren und grossen Dehnungen ausgesetzt werden sollen.

In WO 1998/49534 Al [2] wird eine «längliche» Biegemaschine vorgestellt, bei der eine Mehrpunkt-Biege-Einspannvorrichtung für das Einspannen von steifen und brüchigen Werkstoffen vorge- sehen ist. Durch die längliche und schlanke Ausgestaltung ist diese Maschine allein aus geometrischen Gründen nicht anwendbar für schlanke, elastischen Materialproben, die grossen Dehnungen zur Messung der Biegesteifigkeit und Biegefestigkeit zu unterziehen sind.

In DE 20 2005 020 893 Ul [4] ist eine Anordnung zur Ermittlung mechanischer Eigenschaften von Metallbändern beschrieben, bei der die Materialeigenschaft aufgrund einer optischen und geometrischen Beobachtung/Ermittlung des Metallbandes bestimmt wird.

Die Schrift WO 2003/098193 Al [5] offenbart ein Verfahren und eine Testmaschine zur Bestimmung des Sprödbruchverhaltens von Chipkarten, die stossartig mit einer Biegebelastung beauf- schlagt werden.

Für die Messung der Biegesteifigkeit von Materialproben mit grossen Kräften wird gemäss dem Abstract JP 63 045520 A [3] eine Probe zu einer U-Form vorgeformt und dann mit einer Press- platte weiter zusammengedrückt und die Druckkraft gemessen, um die Biegesteifigkeit dieser Probe zu bestimmen.

Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik stellt sich für die vorliegende Erfindung die Aufgabe, ein Verfahren und eine Biegemaschine anzugeben für die Bestimmung einer Materialeigenschaft wie Biegesteifigkeit, Biegefestigkeit einer länglichen, elastischen oder viskoelastoplastischen Materialprobe, die

mittleren und grossen Dehnungen auszusetzen ist. Das Verfahren soll mit einer einfachen und mobilen Biegemaschine durchführbar sein, um eine schnelle Messung/Bestimmung der Materialeigenschaft vornehmen zu können. Ebenso sollen damit andere Materialeigenschaften wie Fliessgrenze, Verfestigungsmoduli, Viskosität etc. bestimmt werden können.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss für ein Verfahren durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale und für die Biege- maschine durch die im Patentanspruch 7 angegebenen Merkmale gelöst .

Durch die Erfassung der Probe mit zwei Spannfuttern an nur zwei Punkten kann die längliche, zunächst elastische Probe in ge- bogenem Zustand leicht zwischen die Spannfutter eingefügt werden, ohne dass eine besondere Betätigung der Spannfutter erforderlich ist. Durch die Elastizität der länglichen Probe hält sich diese selbst in einem statisch bestimmten Zustand. Der Aktuator verändert die Distanz der beiden Spannfutter und da- durch wird die Probe innerhalb des Elastizitätsbereiches, und unter erhöhten Belastungen bei Plastifizierung, bei Schädigung oder bei Fliessen, einer entsprechend veränderten Kraft ausgesetzt. Diese Kraft wird vorzugsweise von einem DMS-Kraftsensor erfasst. Dessen Signal kann in einer externen Einheit anhand vorgegebener Elastizitätskurven bzw. mit entsprechenden

Materialhypothesen berechneten Kurven ausgewertet werden.

Die vorliegende Zwei-Punkt-Biegemaschine kann in externen Analysegeräten wie Lichtmikroskopen, Raman-Mikroskopen, Röntgen- diffraktometern, Synchrotronquellen etc. eingesetzt werden, womit die Untersuchung von weiteren Materialeigenschaften bei kontrollierter Deformation zugänglich wird, wie z.B. die chemische und optische Reaktivität der mechanisch aktivierten Materialoberfläche, Ausbildung von äusserlich sichtbaren Gleit- bändern oder Defektsystemen, Bildung und Entwicklung von Porosität, Phononenspektren, innere Gitterverschiebungen bei Kristallen mit komplexen Atombasen, röntgentechnisch abbildbare

Funktionen der elektronischen Struktur, Versetzungsdichten, Defektbildung und -entwicklung etc.

Ebenso können bei wenig elastischen bzw. nahezu inelastischen Materialproben Eigenschaften wie Biegesteifigkeit, Streckgrenze, Kriechverhalten oder Verfestigung bestimmt werden.

Die Zweipunkt-Biegemaschine gemäss der vorliegenden Erfindung ergänzt einerseits marktübliche Maschinen zur Durchführung dieser klassischen Verfahren und hat folgende Vorteile:

• Es ist keine Zerteilung des Ausgangsmaterials erforderlich, ebenso erübrigt sich eine spezielle Formgebung der Probe zum Zwecke des Einspannens.

• Es ist kein Festschrauben der Materialprobe nötig, beim Einlegen richtet sich die Probe selbständig aus, ungewollte Beanspruchungen sind nicht vorhanden, die Krafteinleitung und somit die mechanischen Randbedingungen sind eindeutig.

• Es können grosse Deformationen kontrolliert realisiert werden ohne dass unbestimmbare Reibungseffekte die Interpre- tation erschweren.

• Der Ort grösster Beanspruchung befindet sich am Apex der Biegekurve, somit fernab der Krafteinleitungsstellen und in Abwesenheit von geometrischen Spannungskonzentratoren.

• Der Versuch ist im elastischen Bereich selbstähnlich so- lange die Spannfutterbreite B 1 sehr viel grösser als die

Probendicke D ist.

Diese Vorteile erlauben die schnelle, zuverlässige und zerstörungsfreie Messung der Elastizität sowie die Bestimmung von Bruch- und Fliessgrenzen ohne Störung durch unkontrollierte Beanspruchungen des kritischen Ortes.

Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche .

Ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird nachstehend anhand der Figuren erläutert, wobei die Figuren Ia bis Id Prinzipdarstellungen von Messversuchen aus dem Stand der Technik zeigen: Fig. Ia Prinzipdarstellung eines Zugversuches;

Fig . Ib Prinzipdarstellung eines Torsionsversuches;

Fig . Ic Prinzipdarstellung eines 4-Punkt Biegeversuches;

Fig . Id Prinzipdarstellung eines 3-Punkt Biegeversuches;

Fig . 2 Prinzipschema der Zwei-Punkt-Biegemaschine;

FFiigg.. 33aa experimentelles Kraft-Verschiebungsdiagramm für eine gebrochene Probe, zusammen mit einer Schar der theoretisch erwarteten Kurven für verschiedene E-Moduli; Fig. 3b Kraft-Verschiebungsdiagramm (Hysterese) einer plasti- fizierenden Probe, zusammen mit einer Schar der theo- retisch erwarteten Kurven für verschiedene E-Moduli.

Die prinzipielle Wirkungsweise der Zwei-Punkt-Biegemaschine - auch 2-Punkt-Biegemaschine genannt - wird anhand der Figur 2 erläutert. Die einzelnen Komponenten (siehe weiter unten) wer- den von einer Aluminiumgrundplatte 7 getragen. Die längliche Materialprobe 9 wird zwischen zwei Spannfutter 2 und 3 eingeführt, indem die längliche Materialprobe 9 so in eine U-Form gebogen wird, dass die Probenenden um 180° gegeneinander verdreht sind und sich die Probe infolgedessen zwischen den Futtern selbständig verklemmt. Die Probe 9 hat dabei nur an zwei Berührungspunkten mit den Spannfuttern 2 und 3 Kontakt zur Messapparatur, woraus sich der Name 2-Punkt-Biegemaschine ableitet. Mittels eines Kraftsensors 4 kann am statischen Spannfutter 3 die Einspannkraft F gemessen werden. über das per Aktuator 1 - hier Schrittmotor 1 - betätigte Spannfutter 2 wird die der Materialprobe 9 zur Verfügung stehende Spannfutterbreite B 1 zum Zwecke der Wahl anderer Kraftamplituden verändert. Verschiedene Justierungsmöglichkeiten mit Schrauben 5 und 6 erlauben es, die Spannfutter 2 und 3 auszurichten und die Neigung der Maschine einzustellen. Damit wird die Lage der eingespannten Probe 9 einstellbar, was besonders in externen Analysegeräten wichtig ist. Stellmotor 1 und Kraftsensor 4 sind an

einen mobilen Computer angeschlossen (in Fig. 2 nicht dargestellt) , von welchem aus die Steuerung und Auswertung der Werte B' und F erfolgt. Die Spannfutter 2 und/oder 3 können konkav ausgebildet sein, damit die Materialprobe 9 sich besser selbständig ausrichten kann. Die Teflonwanne 8 dient der

Probenaufnahme. Die Materialprobe 9 wird von der Teflonwanne 9 mit einem Stempel - nicht dargestellt in der Figur 2 - zwischen die beiden Spannfutter 2 und 3 eingebracht.

Bezüglich des Abstandes der Spannfutter 2 und 3 ist folgender

Sachverhalt zu berücksichtigen: Die effektive Spannfutterbreite B' ist die von der Materialprobe 9 «wahrgenommene» Breite und bezieht sich auf deren Zentrallinie. Diese Grosse B 1 ist bei der nachstehend angegebenen Formel einzusetzen. Demgegenüber bezeichnet die physikalische oder korrekter geometrische Spannfutterbreite B den tatsächlichen Abstand B zwischen den Spannfuttern 2 und 3 und bezieht sich auf die äussersten Konturen der Probe. Die effektive Spannfutterbreite B 1 und die physikalische Spannfutterbreite B sind bei symmetrischem Probenquer- schnitt über folgende Beziehung verknüpft, wobei D für den Durchmesser bzw. die Dicke der Materialprobe 9 steht:

B' = B - D .

Unter Kenntnis der Probengeometrie ist das alleinige Einführen der elastischen Materialprobe 9 in die 2-Punkt-Biegemaschine 10 bereits ausreichend um die Biegesteifigkeit E I z und bei bekannter Probengeometrie somit auch das Elastizitätsmodul E in Biegung mittels Einsetzen der Werte B' und F in die nachstehend aufgeführte Formel zu bestimmen, wobei αr= 0.834626842 ... eine mathematische Konstante ist:

Oi 2 B' 2 *

Beim Einsetzen in die Maschine wird die Materialprobe 9 weder übermässig geklemmt noch gepresst und ist somit keiner ein-

spannungsbedingten Beschädigungsgefahr ausgesetzt. Die Messung der Steifigkeit kann beschädigungsfrei innert kürzester Zeit erfolgen. Die unbeschädigte Probe kann nach erfolgter Messung aus der Anlage wieder entnommen und weiterverwendet werden. Da nur der gebogene Teil der länglichen Materialprobe 9 für die Bestimmung der Steifigkeit ausschlaggebend ist, kann auch ein Endlos-Draht 9 oder ein Endlos-Band 9 dieser Art von Steifigkeitsmessung unterzogen werden. Ebenso ist es möglich vorgekrümmte Proben einzuführen, wobei die Vorkrümmung bei der Aus- wertung zu berücksichtigen ist. Die Zerteilung des Drahtes 9 zu Messzwecken ist somit nicht notwendig.

Weiter kann durch Annäherung der Spannfutter 2 und 3 mittels Schrittmotor 1 die Spannfutterbreite B f verkleinert werden, wo- bei die Probe 9 zusammengedrückt und die Einklemmkraft F erhöht werden. Die Physik sorgt dafür, dass sich die Geometrie der Biegelinie selbständig an die veränderte Spannfutterbreite B 1 anpasst und im elastischen Bereich selbstähnlich bleibt. Bei Annäherung der Spannfutter 2 und 3 nimmt der Krümmungsradius der Materialprobe 9 ab und die Materialbelastung im am stärksten gekrümmten Apex der Biegelinie nimmt zu. Somit ist es möglich, auch die Bruch- oder Fliessgrenze des Materials anzusteuern und diese aus dem aufgezeichneten Verlauf von F über B' herauszulesen und zu quantifizieren, siehe dazu die Angaben in den Figuren 3a und 3b.

In den Figuren 3a und 3b sind Kraft-Verschiebungsdiagramme, doppelt logarithmisch aufgetragen:

Figur 3a zeigt den Verlauf für eine gebrochene Probe. Figur 3b zeigt die Hysterese einer plastifizierenden Probe.

Mit dem Bezugszeichen Exp sind die experimentell erzielten Ergebnisse eingetragen. Die in den Diagrammen angegebenen Grossen wie 100 GPa, 135 GPa, usw. bezeichnen die mit diesen E-Moduli in Biegung erwarteten theoretischen Kraft-Verschiebungskurven gemäss vorstehender Formel.

Das Elastiztitätsmodul E hat in diesem Kontext folgende Bedeutung: «E-Modul in Biegung». Es ist (auch) eine Materialkonstante und steht mit den üblichen Grossen «Elastizitätsmoduli», «Querkontraktionszahlen», «Steifigkeitsmoduli» oder «Komplianzen» in definierter mathematischer Beziehung. Hierzu sei angemerkt, dass es viele Möglichkeiten gibt, das mechanische Verhalten eines elastischen Körpers auf Materialkonstanten abzubilden. Die Wahl der Konstanten ist nicht eindeutig, es kann höchstens von der Vollständigkeit einer Menge von Konstan- ten gesprochen werden. Das umgangssprachliche «E-Modul» wird nur dann gemessen, wenn die gezogene Probe 9 lateral völlig frei ist (Querkontraktion unbehindert) . Hingegen misst man bei lateral festgehaltener Probe (Querkontraktion verhindert) nicht das «E-Modul», sondern die «Steifigkeit». Das in dieser Schrift verwendete «E-Modul in Biegung» ist bezüglich dieser zwei

Grossen ein Zwischending, denn die neutrale Faser der gebogenen Probe verhindert unter Umständen eine der beiden lateralen Querkontraktionen. Für eine Umrechnung in bekannte Konstanten muss deshalb auch die Verkrümmung des Probenquerschnittes ge- nauer betrachtet werden. Bei industriellen Applikationen geht es jedoch oft nicht um eine solche vollständige Charakterisierung eines Materials oder der Struktur, sondern um die Angabe einer repräsentativen Materialkonstante, mit welcher sich die Funktionstüchtigkeit der betroffenen Konstruktion kontrollieren lässt, deren Reproduzierbarkeit gewährleistet ist und die mit einem möglichst applikationsnahen Messaufbau gemessen werden kann.

E I z ist die «Biegesteifigkeit». Bei der vorliegenden 2-Punkt- Biegemaschine 10 ist dies die Grosse, welche primär gemessen wird. In der linearen Balkentheorie ist, wie die Formel es bereits ausdrückt, die Biegesteifigkeit E I z das Produkt aus «E- Modul» E und «Flächenträgheitsmoment» I z , wobei ersteres nun ge- mäss obiger Ausführung zu interpretieren ist und zweiteres aus der Geometrie des Balkenquerschnitts folgt. Ist die Geometrie des Querschnittes bekannt, dann kann I z berechnet werden und somit aus der gemessenen Biegesteifigkeit E I z das «E-Modul in

Biegung» berechnen gemäss

E = E I z / I z .

Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist das Spannfutter 2 mit einem Aktuator 1 verbunden und das Spannfutter 3 mit einem Kraftsensor 4. Dies ist jedoch nicht zwingend. Es ist auch eine Ausführungsform möglich, bei der Aktuator 1 und Kraftsensor 4 mit dem gleichen Spannfutter 2 oder 3 gekoppelt sind.

Liste der verwendeten Bezugszeichen und Grössen

1 Schrittmotor; Aktuator

2 Aktuiertes, betätigtes Spannfutter

3 Statisches Spannfutter an Kraftsensor 4 DMS-Kraftsensor

5 Mikrometerschraube

6 Madenschrauben

7 Aluminiumgrundplatte

8 Teflonwanne zur Probenaufnahme 9 Materialprobe, Materialprobe in U-Form

10 2-Punkt-Biegemaschine; Zwei-Punkt-Biegemaschine

B Geometrische Spannfutterbreite; Abstand zwischen zwei Spannfuttern,

B' Von der Materialprobe wahrgenommene Spannfutterbreite; effektive Spannfutterbreite; von der Materialprobe wahrgenommener Abstand zwischen zwei Spannfuttern

D Dicke, Durchmesser der Materialprobe

F Kraft

E Elastizitätsmodul in Biegung I z Flächenträgheitsmoment

E I 2 Biegesteifigkeit α Mathematische Konstante

Liste der zitierten Dokumente

[1] DE 102 40 016 Al

«Keil-Spannzeug zum kraftschlüssigen Einspannen von Proben» SOBAtec GmbH, 01917 Kamenz DE. [2] WO 1998/049534 Al

«Bending Apparatus»

European Atomic Energy Community (EURATOM) , LU - 2920 Luxembourg. [3] JP 63 045530 A «Measuring Instrument for Large Deformation Bending Characteristic» AGENCY IND Science Techn. [4] DE 20 2005 020 893 Ul

«Anordnung zur Ermittlung mechanischer Eigenschaften von Metallbändern»

Phoenix Contact GmbH & Co KH, 32825 Blomberg DE. [5] WO 2003/098193 Al

«Testen des Sprödbruchverhaltens von Chipkarten unter Biegebelastung» ORGA Kartensysteme GmbH, 33104 Paderborn DE.