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Title:
PROCESS AND DEVICE FOR THE DIAGNOSIS AND PROGNOSIS OF THE OPERATING BEHAVIOUR OF A TURBINE PLANT
Document Type and Number:
WIPO Patent Application WO/1996/002737
Kind Code:
A1
Abstract:
In order to detect a deviation from the current operating state (42) in the running of such a turbine plant (1) and forecast the reaction of the turbine plant (1) to changing boundary conditions, according to the invention, when an operating parameter (pn, Tn, Qn, P) is predetermined by means of a plant model obtained from characteristics (KG) specific to the plant, at least one further operating parameter is found. In order to calculate individual operating parameters (pn, Tn, Qn, P) using the plant model, the device (22) comprises a computer unit (30) referring to a model store (28) for the plant model.

Inventors:
GIRBIG PAUL (DE)
Application Number:
PCT/DE1995/000892
Publication Date:
February 01, 1996
Filing Date:
July 07, 1995
Export Citation:
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Assignee:
SIEMENS AG (DE)
GIRBIG PAUL (DE)
International Classes:
F01K13/00; F01K13/02; G01M15/00; G05B13/04; (IPC1-7): F01K13/02
Foreign References:
US4249238A1981-02-03
DE3541148A11987-05-27
DE3421522A11984-12-13
Other References:
R.HERNANDEZ AND L.FRERIS: "Micromachine simulation of steam power plant", PROCEEDINGS OF THE INSTITUTION OF ELECTRICAL ENGINEERS, vol. 121, no. 6, STEVENAGE GB, pages 491 - 499
F. DE MELLO: "DYNAMIC MODELS FOR FOSSIL FUELED STEAM UNITS IN POWER SYSTEM STUDIES", IEEE TRANSACTIONS ON POWER SYSTEMS, vol. 6, no. 2, NEW YORK US, pages 753 - 761, XP000220577
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Claims:
Patentansprüche
1. Verfahren zur Diagnose und Prognose des Betriebsverhaltens einer Turbinenanlage (1), d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß aus anlagenspezifischen Kenngrößen (KG) ein Anlagenmo¬ dell (30) ermittelt wird, daß dem Anlagenmodell (30) ein Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) vorgegeben wird, und daß mittels des Anlagenmodells (30) mindestens ein weiterer Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß zur Fest Stellung einer Abweichung ein aktuell gemessener Betriebszu¬ stand (42) verglichen wird mit einem berechneten SollWert (41), wobei zur Berechnung des SollWerts (41) mindestens ein meßtechnisch erfaßter Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) vorgegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß der aktu¬ ell gemessene Betriebszustand (42) und der berechnete Soll Wert (41) simultan dargestellt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß zur Vor¬ ausberechnung des Verhaltens der Turbinenanlage (1) minde¬ stens ein Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) manuell vorgege ben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, d a d u r c h g e k e n n z e i c h n e t , daß der oder jeder vorausberechnete Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) und jeder entsprechende, meßtechnisch erfaßte Betriebsparameter (Pn τn* Qn p) simultan angezeigt werden.
6. Vorrichtung zur Diagnose und Prognose des Betriebsverhal¬ tens einer Turbinenanlage (1), insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, g e k e n n z e i c h n e t d u r c h einen Modellspeicher (28) für ein aus anlagenspezifischen Kenngrößen (KG) ermitteltes Anlagenmodell, und einen Rechnerbaustein (30) zur Berechnung einzelner Be¬ triebsparameter (pn, Tn, Qn, P) , wobei die Berechnung an¬ hand des Anlagenmodells und unter Vorgabe mindestens eines Betriebsparameters (pn, Tn, Qn, P) erfolgt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, g e k e n n z e i c h n e t d u r c h eine Auslegungs¬ datenbank (24) zum Hinterlegen der anlagenspezifischen Kenn großen (KG) .
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, g e k e n n z e i c h n e t d u r c h einen Bedienbau¬ stein (26) zum Eingeben aktueller Meßwerte (MWl bis MW6) und zum Vorgeben ausgewählter Betriebsparameter (pn, Tn, Qn, P) .
Description:
Beschreibung

Verfahren und Vorrichtung zur Diagnose und Prognose des Betriebsverhaltens einer Turbinenanlage

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vor¬ richtung zur Diagnose und Prognose des Betriebsverhaltens ei¬ ner Turbinenanlage, z.B. einer Dampf- oder Gasturbinenanlage.

Eine derartige Turbinenanlage wird unter vorgegebenen Randbe¬ dingungen oder Betriebsparametern betrieben, und es wird die Leistungsfähigkeit der Anlage meßtechnisch erfaßt. So werden beispielsweise Dampfturbinen zum Antrieb von Verdichtern oder Generatoren in Industrieanlagen installiert und bei wechseln- den Betriebszuständen, d.h. mit unterschiedlichen Dampfmengen bei bestimmten Dampfzuständen (Dampfdruck und Dampftempera- tur) , betrieben. Treten beim Betrieb Abweichungen der aktuel¬ len Betriebsparameter von den geplanten Betriebsdaten auf, so wird sich dies in den Meßwerten wiederspiegeln. Dabei erfolgt üblicherweise kein direkter Vergleich der aktuellen Betriebs¬ parameter mit Meßdaten, die zu einem früheren Zeitpunkt er¬ mittelt wurden. Ursache hierfür sind wechselnde Betriebsbe¬ dingungen, die es kaum erlauben, identische Betriebszustände zur Bestimmung der aktuellen Leistungsfähigkeit mehrfach an- zufahren, ohne den Gesamtbetrieb der Anlage zu stören. Wei¬ chen zudem die Randbedingungen, d.h. einzelne Betriebsparame¬ ter, unter denen die Dampfturbine betrieben wird, von denen während der ersten Inbetriebnahme ab, so sind die Bewertungen über den Anlagenzustand, die ausschließlich auf den aktuellen Meßwerten beruhen, mit vielen Annahmen und großer Ungenauig- keit verbunden.

Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Diagnose und Prognose des Betriebsverhaltens einer derar- tigen Turbinenanlage anzugeben, mit dem das Verhalten der

Turbinenanlage auch bei einer Abweichung einzelner Betriebs- Parameter oder Randbedingungen von geplanten Betriebsdaten

wiedergegeben werden kann. Dies soll bei einer zur Durchfüh¬ rung des Verfahrens geeigneten Vorrichtung mit einfachen Mit¬ teln erreicht werden.

Bezüglich des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei Vorgabe eines Betriebsparameters min¬ destens ein weiterer Betriebsparameter mittels eines aus an¬ lagenspezifischen Größen errechneten Anlagenmodells ermittelt wird.

Die Modulierung der Anlage basiert auf den Auslegungs- und Konstruktionsdaten, wie z.B. Geometrien und Materialien von Turbinenschaufeln und anderen Anlagenbauteilen des jeweiligen aus einer Turbine und einem Generator aufgebauten Turbosat- zes. Alle erforderlichen Kenngrößen der Turbine, eines gege¬ benenfalls eingesetzten Getriebes und des Generators werden unter Berücksichtigung des Teillastverhaltens in die Berech¬ nung integriert, die vorzugsweise mittels Software realisiert ist.

Bezüglich der Diagnose ermöglicht das Verfahren einen Ver¬ gleich der aktuellen Betriebsparameter mit berechneten Mo¬ delldaten der Turbinenanlage und zeigt somit Abweichungen der aktuellen Parameter von den erwarteten Betriebsdaten der Mo- dellrechnung auf. Daher wird vorteilhafterweise zur Feststel¬ lung einer derartigen Abweichung ein aktuell gemessener Be¬ triebszustand verglichen mit einem berechneten Soll-Wert, wo¬ bei zur Berechnung des Soll-Werts mindestens ein meßtechnisch erfaßter Betriebsparameter vorgegeben wird. Dieser aktuell gemessene Betriebszustand sowie der berechnete Soll-Wert wer¬ den zweckmäßigerweise simultan angezeigt.

Bezüglich der Prognose ermöglicht das Verfahren die Vorgabe gewünschter Randbedingungen oder Betriebsparameter, wobei die Reaktion der modellierten Turbinenanlage auf die gewünschten Randbedingungen berechnet werden. Dies ermöglicht vorteilhaf¬ terweise eine Einbindung der Turbinenanlage in eine Indu-

strieanlage, z.B. eine Papierfabrik. Der vorgegebene Be¬ triebsparameter kann somit ein manuell ausgewählter Wert oder ein Meßwert sein.

Bezüglich der Vorrichtung wird die genannte Aufgabe erfin¬ dungsgemäß gelöst durch einen Modellspeicher für ein aus an¬ lagenspezifischen Kenngrößen ermitteltes Anlagenmodell, und einen Rechnerbaustein zur Berechnung einzelner Betriebspara¬ meter. Dabei erfolgt die Berechnung anhand des Anlagenmodells und unter Vorgabe mindestens eines Betriebsparameters.

Das auf den anlagenspezifischen Kenngrößen oder Auslegungsda¬ ten der Turbinenanlage basierende Anlagenmodell wird vorteil¬ hafterweise durch einen einmaligen Rechenvorgang erstellt und als Rechenprogramm in dem Modellspeicher hinterlegt. Um diese Auslegungsdaten ändern oder austauschen zu können, ist vor¬ teilhafterweise eine Auslegungsdatenbank zum Hinterlegen der anlagenspezifischen Kenngrößen vorgesehen.

Um dem Rechnerbaustein einerseits für eine Diagnose einzelne Meßwerte, und für eine Prognose die manuell vorgegebenen Be¬ triebsparameter zuführen zu können, ist in Ausgestaltung der Vorrichtung ein Bedienbaustein vorgesehen. Ober diesen Be¬ dienbaustein werden aktuelle Meßwerte eingegeben oder ausge- wählte Betriebsparameter vorgegeben.

Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbeson¬ dere darin, daß durch die Berechnung einzelner Betriebspara¬ meter mittels des Anlagenmodells das Verhalten der Turbinen- anläge bestimmt werden kann, auch wenn die vorgegebenen Rand¬ bedingungen oder Betriebsparameter, z.B. ein aktueller Dampf¬ zustand, nicht mit denjenigen Betriebsdaten übereinstimmen, die bei der Auslegung der Turbinenanlage herangezogen wurden. Bei einer manuellen Vorgabe von Betriebsparametern ist eine Vorhersage der Reaktion der Turbinenanlage auf sich ändernde Betriebsparameter möglich, auch wenn die manuell vorgegebenen Betriebsparameter von den im On-line-Betrieb aktuellen Be-

triebsparametern abweichen. Aus einer Abweichung, die durch einen Vergleich des jeweils gemessenen und berechneten Be¬ triebsparameter oder -zustands festgestellt werden kann, kön¬ nen Fehlerquellen diagnostiziert werden. So können aus einer derartigen Abweichung Rückschlüsse auf Fehler der Meßgeräte¬ technik oder auf Veränderungen der Dampfturbinenanlage gezo¬ gen werden, beispielsweise auf eine Belagbildung auf den Tur¬ binenschaufeln.

Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:

Figur 1 ein Funktionsschema einer Diagnose- und Prognose- Vorrichtung für eine Dampfturbinenanlage, und

Figur 2 ein Flußdiagramm zur Arbeitsweise eines Modellrech¬ ners der Vorrichtung gemäß Figur 1.

Die in Figur 1 schematisch dargestellte Dampfturbinenanlage 1 umfaßt eine mehrstufige Dampfturbine 2 und einen Kondensator 4 sowie einen Generator 6, der über ein Getriebe 8 von der Dampfturbine 2 angetrieben wird. Im Ausführungsbeispiel han¬ delt es sich um eine Kondensationsturbine mit einem Hoch¬ druckteil 2a und einem Niederdruckteil 2b. Der Niederdruck- teil 2b ist eingangsseitig über eine Dampfleitung 10, in die ein Ventil 12 geschaltet ist, mit dem Hochdruckteil 2a ver¬ bunden. Er ist außerdem ausgangsseitig, das heißt auf der Ab¬ dampfseite, über eine Abdampfleitung 14 mit dem Kondensator 4 verbunden. In einen Einlaß 16 des Hochdruckteils 2a der Dampfturbine 2 mündet eine Frischdampfleitung 17, in die ein Ventil 18 geschaltet ist. Der Hochdruckteil 2a ist mit einer Entnahmeleitung 19 und mit einer Anzapfleitung 20 versehen, über die jeweils Dampf aus verschiedenen Stufen der Dampftur¬ bine 2 entnommen werden kann.

Die Turbinenanlage 1 verfügt über Meßstellen p n , T n , Q n , mit n = 1 bis 4, die die Randbedingungen oder Betriebsparameter,

unter denen die Turbinenanlage 1 betrieben wird, als Meßwerte MWl bis MW4 wiedergeben. So können als Betriebsparameter der Druck p, die Temperatur T und die Menge Q des Dampfes in den Dampfleitungen 14, 17, 19 und 20 gemessen werden.

Ebenso verfügt der Kondensator 4 über Meßstellen K, die die Betriebsparameter, unter denen der Kondensator 4 betrieben wird, als Meßwerte MW5 wiedergeben. Auch der Generator 6 ver¬ fügt zur Messung des Generatorstroms I und der Generatorspan- nung U über Meßstellen I, U, die den Betriebsparameter, unter dem der Generator 6 betrieben wird, d.h. die Generator- oder Klemmenleistung P, als Meßwert MW6 wiedergeben.

Die Meßwerte MWl bis MW6 werden einer Datenleitung oder einem Datenbus 21 zugeführt. Der Datenbus 21 ist mit einer Vorrich¬ tung 22 zur Datenverarbeitung verbunden. Die Vorrichtung 22 dient zur Diagnose des Betriebsverhaltens der Turbinenanlage, d.h. zur Bestimmung des Anlagenzustands im On-Line-Betrieb. Sie dient ebenso zur Prognose, d.h. zur vorausschauenden Er- mittlung des Verhaltens der Turbinenanlage 1 unter vorgegebe¬ nen Betriebsparametern p n , T n ,Q n , und/oder P.

Um eine möglichst hohe Qualität der Vorausberechnung zu er¬ reichen, ist eine zyklisch aktivierte Anpassung eines aus an- lagenspezifischen Kenndaten oder Kenngrößen KG ermittelten Anlagenmodells an den tatsächlichen Betriebszustand der Dampfturbine 2 vorgesehen. Dazu sind in einer Auslegungsda¬ tenbank 24 der Vorrichtung 22 die Kenngrößen KG der einzelnen Turbinendaten, wie z.B. Wellendurchmesser, Querschnitte, Spaltgrößen und Profile hinterlegt. Das heißt, alle bekannten mechanischen Konstruktionsdaten der Dampfturbine 2, des Kon¬ densators 4, des Generators 6 und gegebenenfalls des Getrie¬ bes 8 sind dort als Kenngrößen KG gespeichert. Die Kenngrößen KG können über einen Bedienbaustein 26 jederzeit, z.B. bei Inbetriebnahme oder bei einer Nachrüstung der Turbinenanlage 1, eingegeben, ausgetauscht oder geändert werden.

Auf den Kenngrößen KG basierend wird durch einen einmaligen Rechenvorgang ein Modell der Anlagenkomponenten 2, 4 und 6 erstellt und als Rechenprogramm in einem Modellspeicher 28 hinterlegt. Der Modellspeicher 28 ist Teil einer Modellrech- nung, die mittels eines Rechnerbausteins 30 durchgeführt wird. Insofern in der Turbinenanlage 1 das Getriebe 8 einge¬ setzt ist, wird dies in der Modellrechnung berücksichtigt.

Bei einer On-Line-Anlayse, die auch für Teillastbereiche und unabhängig vom aktuellen Betriebszustand der Turbinenanlage 1 durchgeführt werden kann, wird zur Bestimmung des aktuellen Anlagenzustands über den Bedienbaustein 26 eine Diagnose DG und zur vorausschauenden Ermittlung des Verhaltens der Turbi¬ nenanlage 1 unter veränderten Randbedingungen eine Prognose PG angewählt. Dies ist in der Figur durch ein Schaltersymbol 32 angedeutet.

Wird mittels des Bedienbausteins 26 der Vorrichtung 22 die Diagnose DG angewählt, so werden die Meßwerte MWl bis MW6 der im Rechnerbaustein 30 durchgeführten Modellrechnung zuge¬ führt. Über einen Dateneingabebaustein 34 können Randbedin¬ gungen oder Betriebsparameter p n , T n , Q n und/oder P unter de¬ nen das Verhalten der Turbinenanlage 1 prognostiziert werden soll, manuell vorgegeben werden. Wird mittels des Bedienbau- Steins 26 die Prognose PG angewählt, so wird diese manuelle Vorgabe der im Rechnerbaustein 30 durchgeführten Modellrech¬ nung zugeführt.

Im folgenden wird anhand des Flußdiagramms gemäß Figur 2 die Modellrechnung erläutert:

Der Rechnerbaustein oder Modellrechner 30 startet die Modell- rechnung nach einem manuellen Bedienbefehl (Startwert) . Zur Modellierung der Turbinenanlage 1 greift die Modellrechnung hierbei auf die in der Auslegungsdatenbank vorhandenen Kenn¬ größen KG zurück. Dabei werden alle erforderlichen Kenngrößen KG für die Dampfturbine 2, für den Generator 6 und im Falle

einer Kondensationsturbine für den Kondensator 4 sowie für das gegebenenfalls eingesetzte Getriebe 8, insbesondere unter Berücksichtigung des Teillastverhaltens der Turbinenanlage 1, in die Modellrechnung integriert. So werden beispielsweise auch Leistungs- und Wirkungsgradkennlinien des Getriebes 8 und des Generators 6 im Turbinenmodell definiert und im Mo¬ dellspeicher 28 hinterlegt. Die Modellrechnung ist zweckmäßi¬ gerweise durch ein Rechenprogramm, d.h. durch Software, rea¬ lisiert.

Die in der Dampfturbine 2 an jeder Stufe erzeugten Leistungen werden in Abhängigkeit von den dort herrschenden Dampfzustän¬ den, d.h. dem Dampfdruck p und der Dampftemperatur T, ermit¬ telt. Hierbei gehen alle Dampfmengen Q n in der Frisch- dampfleitung 17, aus der Abdampfleitung 14, aus der Entnahme¬ leitung 19 und aus der Anzapfleitung 20 in die Modellrechnung ein. Mittels des Rechnerbausteins 30 werden die Druckverläufe in der Dampfturbine 2 berechnet und durch iterative Rechen¬ vorgänge den Gegebenheiten der Turbinenanlage 1 angepaßt.

Die Modellrechnung ist so ausgelegt, daß auf sie auf ver¬ schiedenen Wegen zugegriffen werden kann. Hintergrund hierfür ist, daß das Turbinenmodell zur Bestimmung des Verhaltens der Dampfturbine 2, aber beispielsweise auch einer Gasturbine, unter verschiedenen Randbedingungen oder für verschiedene Be¬ triebsparameter herangezogen wird. Um eine bestimmte Turbi¬ nenleistung oder Klemmenleistung P anhand der Modellrechnung vorauszuberechnen, können als Betriebsparameter beispielswei¬ se die der Dampfturbine 2 zugeführte Dampfmenge Q^ und die zugehörigen Dampfzustände, d.h. der Dampfdruck p^ und/oder die Dampftemperatur Tι_, definiert werden.

In einem anderen Fall kann als Betriebsparameter auch die Turbinenleistung oder Klemmenleistung P definiert sein und die Anforderung bestehen, mittels der Modellrechnung die von der Dampfturbine 2 benötigte Dampfmenge Qι zu berechnen. Durch Eingabe von Parametern für Toleranzen und Alterser-

scheinungen wird dabei eine Anpassung der Modellrechnung an den aktuellen Zustand der Turbinenanlage 1 vorgenommen, so daß bei einer vorausschauenden Rechnung auf diesen aktuellen Zustand der Turbinenanlage 1 zurückgegriffen werden kann.

Bei der Modellrechnung erfolgt zunächst eine Berechnung der Verluste in Abhängigkeit von den an den einzelnen Stufen der Dampfturbine 2 angesetzten Dampfzustände, wie Dampfdruck p und Dampftemperatur T. Unter Ausnutzung der Kenngrößen KG wird anschließend der theoretische thermische Wirkungsgrad an den einzelnen Stufen der Dampfturbine 2 berechnet. Die Be¬ rechnung des theoretischen thermischen Wirkungsgrads jeder Stufe erfolgt in Abhängigkeit von den an den einzelnen Stufen eingesetzten Dampfzuständen p, T. Unter dem theoretischen thermischen Wirkungsgrad wird das theoretisch mögliche Opti¬ mum der Wärmeausnutzung verstanden. Der theoretische thermi¬ sche Wirkungsgrad wird reduziert um die berechneten Verluste und hieraus erfolgt die Ermittlung des effektiven Wirkungs¬ grades jeder Stufe in einer sogenannten Vorwärtsberechnung. Dabei wird in Richtung der DampfStrömung vom Turbineneinlaß 16 bis zur Abdampfseite an der Abdampfleitung 14 hin Stufe für Stufe der Wirkungsgrad berechnet. Der jeweils ermittelte effektive Wirkungsgrad einer Stufe (z.B. einer dritten Stufe) bestimmt die Dampfzustände p, T an der nachfolgenden Stufe (z.B. der vierten Stufe). Die ermittelten Dampfzustände p, T sind wiederum auschlaggebend für die Berechnung des Wirkungs¬ grades an dieser nachfolgenden Stufe (der vierten Stufe) und führen nach der Berechnung zu Dampfzuständen p, T, die die nachfolgende Stufe (z.B. die fünfte Stufe) wiederum beein- flussen u.s.w. Diese Berechnung des effektiven Wirkungsgrades erfolgt an allen Turbinenstufen in aufeinanderfolgender Rei¬ henfolge vom Turbineneinlaß 16 bis zur Abdampfseite, d.h. bis zum Ausgang des Niederdruckteils 2b. Während der Vorwärtsbe¬ rechnung werden alle Dampfmengen Q n aus der Frischdampflei- tung 17, der Abdampfleitung 14, der Entnahmeleitung 19 und der Anzapfleitung 20 in Abhängigkeit von den dort jeweils herrschenden Dampfzuständen p n , T n berücksichtigt. Aus den

während der Wirkungsgradberechnung ermittelten Dampfzuständen Pn- τ n ergeben sich bis zur Abdampfseite hin auf einen be¬ rechneten Gegendruck abfallende Dampfdrücke hinter den ein¬ zelnen Stufen der Dampfturbine 2.

Aufgrund der Anlagengegebenheiten kann die Dampfturbine 2 je¬ doch auch einen anlagnespezifisch definierten Abdampfdruck P4 speisen, der von dem berechneten Abdampfdruck abweicht. Der anlagenspezifisch definierte Abdampfdruck P4 kann z.B. auch bei der Prognose PG als Betriebsparameter manuell vorgegeben werden. Für den Fall einer Abweichung des anlagenspezifisch definierten oder gemessenen Abdampfdrucks P4 von dem berech¬ neten Abdampfdruck wird durch eine Rückwärtsberechnung rech¬ nerisch durch eine Abfrage der Differenz bemerkt, daß die Vorwärtsberechnung auf einem abweichenden Druckverlauf in der Dampfturbine 2 aufgesetzt hat.

Bei der Rückwärtsberechnung wird der angestaute Druck oder Druckverlauf in der Dampfturbine 2 ausgehend von der Abdampf- seite bis hin zum Dampfeinlaß 16 berechnet. Während der Rück¬ wärtsberechnung werden die Dampfmenge Qi in der Frisch¬ dampfleitung 17 und die Dampfmengen Q2, Q3, Q4 in der An¬ zapfleitung 20, in der Entnahmeleitung 19 bzw. in der Ab¬ dampfleitung 14 in Abhängigkeit von den dort jeweils herr- sehenden Dampfdrücken pι_, P2, P3 bzw. P4 und Dampftemperatu- ren T]_, T2, T3 bzw. T4 neu bestimmt. Dabei werden auch an Dichtungsscheiben der Dampfturbine 2 austretende Dampfmengen aus einem Vergleich zwischen der in die Dampfturbine 2 ein¬ tretenden Dampfmenge Qi und den aus der Dampfturbine 2 ent- nommenen Dampfmengen Q2, Q3 und Q4 ermittelt. Sind die Dampf- mengen Q n in den Leitungen 14, 17, 19 und 20 neu bestimmt worden, wird erneut eine Vorwärtsberechnung gestartet. Das wechselweise Durchführen von Vorwärtsberechnung und Rück¬ wärtsberechnung erfolgt so lange, bis eine bestimmbar kleine Abweichung zwischen dem berechneten und dem gemessenen Ab¬ dampfdruck P4 festgestellt wird. Danach erfolgt ein gesteuer¬ tes Abbrechen des iterativen Rechenvorgangs. Das Iterations-

verfahren kann auch bei einer einstellbaren maximalen Abwei¬ chung automatisch beendet werden.

Aus den berechneten Dampfmengen Q n und den berechneten effek- tiven Wirkungsgraden je Stufe der Dampfturbine 2 sowie unter Berücksichtigung eventueller Verluste, z.B. an einem Turbi- nenregelventil, wird aus der Summe der einzelnen Stufenlei¬ stungen die Turbinenleistung und damit die Klemmenleistung P errechnet. Soll dagegen bei vorgegebener Turbinenleistung oder Klemmenleistung P die erforderliche Dampfmenge Qi am Turbineneinlaß 16 berechnet werden, so wird ein Iterations¬ verfahren die Vorwärtsberechnung und Rückwärtsberechnung wie oben beschrieben wechselweise durchführen, bis die vorgege¬ bene Gesamtturbinenleistung erreicht wird.

Ist die Modellrechnung abgeschlossen, so werden die Rechener¬ gebnisse auf einem Bildschirmsystem 36 angezeigt. Ober das Bildschirmsystem 36 sind die aktuellen Meßwerte MWl bis MW6 und die im Fall der Prognose PG vorgegebenen Betriebsparame- ter p, T, Q und/oder P sowie die entsprechenden berechneten Betriebsparameter abrufbar. Dabei werden vorzugsweise zwei Diagramme 37 und 38 zur Verfügung gestellt.

Das Diagramm 37 ist ein Verbrauchs-Diagramm, in dem bei einer Dampfturbinenanlage 1 eine DampfVerbrauchskurve 40 mit einem mittels der Modellrechnung bestimmten Betriebspunkt 41 und ein aus den Meßwerten MWl bis MW6 ermittelter Betriebspunkt 42 dargestellt werden.

Das Diagramm 38 ist ein Anlagenfließbild mit symbolischer

Darstellung der Dampfturbine 2 sowie örtlicher Zuordnung der Meßstellen p n , T n , Q n (n = 1, 2, 3, 4) und Anzeigefeldern 44 bis 48. Im Anzeigefeld 44 werden Abdampf-Parameter, im Anzei¬ gefeld 45 Entnahme-Parameter, im Anzeigefeld 46 Anzapf-Para- meter und im Anzeigefeld 47 Frischdampf-Parameter angezeigt. Im Anzeigefeld 48 wird die Klemmenleistung P am Generator 6 angezeigt. Jedes Anzeigefeld 44 bis 48 ist zur Anzeige des

vorgegebenen, des entsprechenden berechneten und des gemein¬ samen Betriebsparameters p n , T n , Q n , P unterteilt.

Anhand der beiden Diagramme 37 und 38 ist im Diagnosefall ein Vergleich der Turbinenanlage 1 mit der Modellrechnung zur Be¬ stimmung von Abweichungen möglich. Im Prognosefall werden bei Vorgabe eines Betriebsparameters p n , T n , Q n oder P der im entsprechenden Anzeigefeld 44 bis 48 angezeigt wird, die mit¬ tels des aus den anlagenspezifischen Kenngrößen KG ermittel- ten Anlagenmodells berechneten weiteren Betriebsparameter p n , T n , Q n bzw. P in den entsprechenden Anzeigefeldern 44 bis 48 angezeigt, so daß die Reaktion der Turbinenanlage 1 ersicht¬ lich wird.

Wird beispielsweise die Klemmenleistung P am Generator 6 vor¬ gegeben, so werden alle anderen Betriebsparameter p n , T n , Q n der Turbinenanlage 1 mittels des Modellrechners 30 durch das Turbinenmodell berechnet. In dem Diagramm 38 werden dann im Anze-igefeld 48 die gemessene Klemmenleistung P, der vorgege- bene Betriebsparameter für die Klemmenleistung und der be¬ rechnete Wert für die Klemmenleistung angezeigt. Entsprechend werden die gemessenen und die berechneten Betriebsparameter für Dampfdruck p n , Dampftemperatur T n und Dampfmenge Q n ört¬ lich zugeordnet in den entsprechenden Anzeigefeldern 44 bis 47 angezeigt. Außerdem werden bei Anwahl des Diagramms 37, auf dessen Abszisse die Klemmenleistung P und auf dessen Or¬ dinate die Frischdampfmenge Q^ aufgetragen ist, der berech¬ nete Betriebspunkt 41 innerhalb der DampfVerbrauchskurve 40 und der gemessene Betriebspunkt 42 dargestellt. Die gemessene und berechnete Frischdampfmenge Q^ sowie die gemessene und berechnete Klemmenleistung P werden außerdem auf Anzeigefel¬ dern 49 bzw. 50 angezeigt. Zeigen sich, wie im Ausführungs¬ beispiel, Unterschiede zwischen gemessenen und berechneten Betriebsparametern, so können Fehler in der Meßgerätetechnik oder Veränderungen der Dampfturbinenanlage 1 Ursache hierfür sein. Ein Parametervergleich anhand des Diagramms 38 gibt Aufschluß darüber, ob eine Veränderung der Meßgerätetechnik

oder beispielsweise der Dampfturbine 2 vorliegt. So können z.B. die gemessenen Betriebsparameter auf eine Belagbildung an den Schaufeln der Turbine hinweisen. Ein direkter Ver¬ gleich zwischen der gemessenen und der berechneten Turbinen¬ leistung oder Klemmenleistung P verdeutlicht die entstandene Leistungsdifferenz oder geringere Energieerzeugung. Derartige Informationen helfen dem Betreiber der Dampfturbinenanlage 1 zum Beispiel bei der Bestimmung des richtigen Zeitpunkts für eine Revision.

Werden dagegen produktionsbedingte Änderungen der Betriebspa¬ rameter p n , T n oder Q n an der Dampfturbine 2 erwogen, so ist es für den Betreiber interessant, die Auswirkungen auf die Dampfturbine 2 zu kennen. Vom Betreiber können nun über den Bedienbaustein 26 neue Betriebsparameter p n , T n oder Q n vor¬ gegeben werden. Die örtliche Zuordnung und die zulässigen Be¬ triebsbereiche der jeweiligen Betriebsparameter werden in dem Diagramm 38 angezeigt. Wird die Modellrechnung nach Vorgabe der gewünschten Betriebsparameter gestartet, erfolgt inner- halb kurzer Zeit, d.h. im Bereich von Sekunden, eine Visuali¬ sierung der berechneten Betriebεparameter sowie eine Darstel¬ lung des vorausberechneten Betriebspunkts 41 innerhalb des Diagramms 37. Produktinsbedingte Änderungen der Betriebspara¬ meter sowie deren Auswirkungen auf die Dampfturbine 2 werden somit im Vorhinein kalkulierbar. Erlauben dabei Betriebspara¬ meter p n , T n , Q n und/oder P noch Freiräume, so kann das Teil¬ lastverhalten der Turbinenanlage 1 unter variablen Betriebε- parametern auch in ein regelungstechnisches Konzept eingehen.

Die beschriebene Diagnose- und Prognose-Vorrichtung 22 kann in vorteilhafter Weise auch in eine bereits bestehende Leit¬ technik der Dampfturbinenanlage 1 eingebunden werden.